HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Plakative Beispiele
Die hier gezeigte Handschrift enthält wie zwei weitere Handschriften aus der Bibliotheca Palatina (Exponat I.14) Anton von Pforrs „Buch der Beispiele“. Von stilistischen Abweichungen bei der Ausführung der Miniaturen abgesehen ähneln sich die handschriftlichen Textzeugen. Selbst zu dem gedruckten „Buch der Beispiele“ (Exponat II.24) gibt es große Übereinstimmungen.
Im Cod. Pal. germ. 466 dürfte der Überlieferungsträger mit der größten Nähe zur Urfassung des Textes vorliegen. Überdies enthält diese Handschrift die umfangreichste Bildfolge, deren Einzelbilder in manchen Details stärker als die aller anderen Handschriften mit den Bildtituli des lateinischen Textes korrespondieren.
Allerdings weicht der Illustrationsstil deutlich von den „Buch der Beispiele“-Handschriften ab, die im Umfeld des Württemberger Hofes entstanden sind.
Die Figuren und Landschaften sind stark von der Kontur bestimmt und erreichen dank eines fast deckenden Farbauftrags eine plakative Wirkung. In dieser Eigenschaft und auch aufgrund einzelner Bildmotive sowie der Kostüme konnte der Zeichner mit dem Illustrator der Heidelberger Handschrift Cod. Pal. germ. 90 von 1477, der ein deutschsprachiges „Vitaspatrum“ enthält, und einem Kodex mit dem „Leben Jesu“ in Wolfenbüttel von 1471 identifiziert werden. Eine Verknüpfungsmöglichkeit zu dem weiteren kunst- und kulturhistorischen Umfeld bietet schließlich der Initialstil, der mit dem der Henfflin-Werkstatt, die für Margarete von Savoyen tätig war, vergleichbar ist (Exponat I.2).
I.15
Antonius von Pforr, Buch der Beispiele, Oberschwaben, um 1475
Papier, 305 Bll., 27,7 x 20,4 cm, 150 gerahmte und kolorierte Federzeichnungen
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 466, Bl. 226v