HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Glücksrad und Lebensbaum
Ein Kupferstich als Buchillustration
Die Kupferstich-Tafel, die eine allegorische Darstellung des Rads der Fortuna mit Elementen des Totentanzes verbindet, stammt vom sogenannten Meister mit den Bandrolen. Sie enthält ein Zitat aus dem „Trost der Philosophie“ des Boethius und wurde vermutlich deshalb in eine Handschrift mit diesem Text eingefügt.
Der Druck stellt eine komplexe Einheit von symbolischen Darstellungen und lateinischen Texten dar, die sich an akademisch gebildete Rezipienten richtete.
Auf der linken Seite verweist das Rad der Fortuna auf die Wechselfälle des Lebens. Die Schicksalsgöttin dreht es mit verbundenen Augen. Doch kontrolliert Gott, links oben im Himmel, die Bewegung der Kurbel mit einem Seil. Der Text aus dem Buch Exodus versichert den Gläubigen, dass sein Schutzengel ihn leiten wird, er muss ihm nur folgen. Rechts sehen wir den Baum des Lebens mit den Menschen auf seinen Zweigen. Er steht auf einem Schiff, ein schwankender, unsicherer Grund. Der Tod zielt mit Pfeil und Bogen wahllos auf seine Opfer im Geäst: geistliche und weltliche Würdenträger auf unterschiedlicher Höhe sowie zuunterst die gewöhnlichen Menschen. Zwischen den beiden Szenen entrollt ein Franziskanermönch ein Schriftband. Unten im Bild liegt ein Toter in seinem Grab. Er ist der Dreh- und Angelpunkt des Blattes, auf ihn bezieht sich das Ganze.
I.16
Meister mit den Banderolen: Glücksrad und Lebensbaum, Niederrhein (?), um 1460
Papier, Kupferstich, Platte: 23,2 x 31,9 cm
ausgelöst aus der Handschrift WLB Stuttgart, HB X 19 (Boethius: De consolatione philosophiae), Bodenseeraum, 1471