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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder



Der weise Berosias übergibt dem König Anastres Taßri das „Buch der Beispiel der alten Weisen“

Lebenshilfe und Anleitung

Eine der dringlichsten Fragen des Lebens zielte auf das richtige Verhalten und Handeln, damit der Mensch – ob Fürst, ob Geistlicher, ob Bürger oder Handwerker – für die Wechselfälle des Lebens vorbereitet war. Traktate über den Widerstreit von Tugend und Laster und über die Todsünden lieferten das notwendige Basiswissen. Exempla und Historien unterstützten die moralische Erziehung.

Kunstsinnige Belehrung

Die Übersetzung des lateinischen „Directorium vitae humanae“ des Johannes von Capua
(um 1250 – um 1310) ins Deutsche schuf Anton von Pforr († 1483) vermutlich ab 1472. Damals war er in Rottenburg am Neckar als Kirchherr tätig und stand auch in Diensten der Erzherzogin Mechthild von Österreich, der Mutter des Grafen Eberhard von Württemberg.

In diesem Werk wird eine Vielzahl von Exempla und Fabeln dargeboten, nach denen das Werk in der deutschen Sprache auch den Titel „Buch der Beispiele“ erhielt. Den Auftakt bietet jeweils die Erzählebene eines Lehrgesprächs zwischen dem Gelehrten Sendebar, einem alten Weisen, und Dißles, dem König von Indien. In der Vorrede wird berichtet, dass der Schriftgelehrte Berosias das Werk von einer Indienreise mitgebracht und es dann zunächst ins Persische übersetzt habe. Die Bildfolge beginnt mit einer Dedikationsszene, in der Berosias seine Übersetzung dem König Anastres Taßri, der ihn auf die Reise geschickt hatte, übergibt.

Die Bildkomposition und auch das Kolorit lässt Vorbilder flämischer Meister erkennen, die gesamte malerische Ausführung deutet auf einen sehr versierten Künstler. Allerdings ist die genaue Entstehungsgeschichte der Handschrift und die Textgenese des „Buchs der Beispiele“ nicht vollständig bekannt. Fraglich ist beispielsweise, ob Mechthild oder aber eher ihr Sohn Eberhard den Auftrag dafür erteilte. Allerdings hat von Pforr den Text mit Akrosticha versehen, die zum einen Namen und das Motto Eberhards wiedergeben und zum anderen seinen eigenen Namen: EBERHART GRAF Z WIRTEMBERG / ATTEMPTO / ANTHONIUS V PFORE. Vermutlich durch den Württemberger selbst oder sein unmittelbares Umfeld veranlasst entstanden schon bald verschiedene Abschriften des ihm gewidmeten Werkes.

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