I. Das Buch der Natur
Mit dem „Buch von den natürlichen Dingen“, auch kurz „Buch der Natur“ genannt, schuf Konrad von Megenberg das erste Kompendium des Naturwissens in deutscher Sprache. Im Mittelpunkt des Werkes stehen Mensch und Kosmos sowie alle belebten und unbelebten Dinge der göttlichen Schöpfung. In acht Büchern werden die unterschiedlichen Themen behandelt:
- „Von der geschoffe der menschen“
- „An den hymeln und von den planeten“
- 1. „Von den tiern die uff erden geen“, 2. „Von den vogeln“, 3. „Von den merewondern“, 4. „Von den fischen“, 5. „Von den slangen“, 6. „Von den wormen“
- 1. „Von mancherley bamen“, 2. „Von den wol smackenden bamen“
- „Von den krütern“
- „Von der eigenschafft der edeln gestein“
- „Von dem gesmeyde“
- „Von den wunderlichen bronnen“ „Von den wondermenschen“.
Im Wesentlichen basiert das „Buch der Natur“ auf der Enzyklopädie „De proprietatibus rerum“ des Bartholomaeus Anglicus und auf dem Teile hieraus aufnehmenden „Liber de natura rerum“ des Thomas von Cantimpré. Beiden lagen wiederum antike Schriften wie die des Plinius oder des Solinus zugrunde.
Den Text des „Liber de natura rerum“, der Konrad von Megenberg bereits in einer nicht von Thomas von Cantimpré stammenden Redaktion vorlag, ergänzte er durch Passagen aus weiteren Schriften, wie Hrabanus Maurus' (um 780-856) „De rerum naturis“ oder Avicennas „De animalibus“.
Den Teil über die Bäume und Kräuter erweiterte er um medizinische Informationen und 30 neue Pflanzenkapitel, die er aus den gebräuchlichen Herbarien, beispielsweise aus „De materia medica“ des Pedanios Dioskurides, geschöpft haben dürfte. Dadurch stellte er diesen Teil seines Werkes zugleich in den Kontext der Heilkunde.
Vom „Buch der Natur“ existieren zwei Fassungen: Die erste, als ‚Prologfassung’ bezeichnete, enthält eine gereimte Vorrede, in der der Autor auf seine Vorlage, das „Liber de natura rerum“, eingeht. Die zweite, sogenannte ‚Widmungsfassung’ verzichtet auf den Prolog und beginnt stattdessen mit einer Widmung an Herzog Rudolf IV. von Österreich (1358-1365).
Von dem Text sind aktuell 106 handschriftliche Zeugen bekannt, daneben wird er zwischen 1475 und 1500 noch in sechs Drucken überliefert.