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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Abendvortrag am 26.07.2016: Wolfgang Kemp: „Der Regionalismus der Weimarer Republik - Ernst Blochs Stadt und Gegenstadt: Ludwigshafen und Mannheim“

Der renommierte Kunsthistoriker Wolfgang Kemp, bekannt vor allem durch seine Arbeiten zur Geschichte und Theorie der Fotografie sowie zur Rezeptionsästhetik, widmet sich in seinem neuesten Buch einem historischen Thema. In „Wir haben ja alle Deutschland nicht gekannt - Das Deutschlandbild der Deutschen in der Zeit der Weimarer Republik“, erschienen bei Heidelberg University Publishing (heiUP), dem neu gegründeten Verlag der Heidelberger Universität, untersucht er anhand von bisher übersehenen oder wenig beachteten Quellen und Bildern aus der Zeit der Weimarer Republik, wie die Deutschen ihr Land sahen.  Wie Siegfried Kracauer, einem seiner Gewährsmänner, geht auch Wolfgang Kemp „Empirie vor Imagination“. Um  »die ›allgemeinen Dinge‹ […] innerhalb einer bestimmten Konkretion […] zu sagen«, reflektiert und analysiert der Autor das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Land auf den Ebenen der Nation, der Regionen und der Städte, indem er unzählige Stimmen aus der Weimarer Republik zu Wort kommen lässt.

Im Mittelpunkt seines Vortrags am 26.07.2016 in der Universitätsbibliothek Heidelberg stellt Wolfgang Kemp Ernst Blochs berühmte Gegenüberstellung Mannheims mit der Industriestadt Ludwigshafen aus dem Jahr 1928 als ein Beispiel dafür, wie Autoren der Weimarer Republik dem Phänomen der Stadt begegneten. Das Genre Städtebild hatte in der Weimarer Zeit große Konjunktur – nicht nur aufgrund der zunehmenden Intensivierung des Tourismus. Denn Autoren wie Alfred Döblin, Fotografen wie Albert Renger-Patzsch oder Philosophen wie eben Ernst Bloch ging es in ihren Städteporträts nicht nur um die Entdeckung eines unbekannten Deutschland, wie es den Reisenden vor allem im sehr deutschen Phänomen der kleinen Stadt begegnete, sie suchten auch nach neuen Ausdrucksformen, mit denen sich Stadterfahrung mitteilen ließ: Es veränderten sich verkehrstechnisch die Zugangsweisen, es weitete sich das Spektrum der verfügbaren oder konkurrierenden Ausdrucksmittel und Medien. Bildbände, graphische Zyklen, Filme exponierten die Stadt jetzt nicht mehr als Ansammlung bedeutender Monumente, sondern als »pragmatische Lebensform« der Moderne und führten so über die Stadt als Signum »deutsch-bürgerlicher Kultur« (Mann) weit hinaus. Anhand von Blochs Gegenüberstellung der Residenzstadt Mannheim mit der Industriestadt Ludwigshafen zeigt Wolfgang Kemp die literarische und bildkünstlerische Entdeckung eines Typus Stadt, dessen erste Merkmale nicht seine Größe, sondern seine spezielle Bestimmung als Industriestadt ist.

Wo? Universitätsbibliothek, Handschriftenlesesaal

Wann? Dienstag, 26.07.2016, 18:00 c.t.

Pressemeldung der Universität.

Ansprechpartner Dr. Maria Effinger Tel. 06221 54-3561 E-Mail

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