III. Ritual und Gesellschaftsordnung
III.3 Das Empfangszeremoniell
Tobias Hübner, Beschreibung Der Reiß: Empfahung deß Ritterlichen Ordens: Volbringung des Heyraths: vnd glücklicher Heimführung:
Wie auch der ansehnlichen Einführung: gehaltener Ritterspiel vnd Frewdenfests:
Des [...] Friederichen deß Fünften/ Pfaltzgraven bey Rhein [...] Mit der [...] Princessin/ Elisabethen
Heidelberg: Vögelin 1613 Kupferstich von Georg Keller
Heidelberg, Universitätsbibliothek, Batt 129 RES, Falttafel nach S. 126
Der „adventus“, die Ankunft eines neuen Regenten in seinem Territorium, war in der Vormoderne durch ein festliches Empfangszeremoniell geregelt, durch das die Untertanen dem hohen Gast zugleich huldigten.
Als Friedrich V. von der Pfalz 1613 seine frisch angetraute Ehefrau, die englische Königstochter Elisabeth Stuart, aus London in seine Heimat führte, trennte er sich in der letzten Reiseetappe von ihr, um die Vorbereitungen für ihren Einzug als neue Kurfürstin eigenhändig zu überwachen.
Für den eigentlichen Empfang ließ Friedrich westlich von Heidelberg ein großes Feldlager errichten. Der Kupferstich fasst mehrere Ereignisse – Ankunft und Begrüßung, ein militärisches Manöver zu Ehren der neuen Herrin im Hintergrund, den Zug des Paares in die Stadt – in einer einzigen Darstellung zusammen.
Zentral ist die Szene, in der sich Friedrich und seine adlige Entourage Elisabeths Kutsche nähern. Sichtlich unerwartet für die versammelte Gesellschaft hat die junge Kurfürstin jedoch schon selbst die Initiative ergriffen und ist vom Wagen gestiegen.