IV. Die Macht der Minne
Minne und Marienpreis in der geistlichen Dichtung
Minnelied und Mariendichtung haben sich gegenseitig befruchtet. So benutzt der Marienpreis Formulierungen aus der profanen Liebesdichtung und deutet sie im Sinn der geistlichen Dichtung um.
Konrad von Würzburg spricht im Marienpreis „Die Goldene Schmiede” von Maria als „Kaiserin des hohen Himmels”, „Perle unter allen Gemmen” oder als der „Himmelsrose”. Der Dichter betont vor allem ihre Jungfräulichkeit: Nie war sie „eines Mannes Weib” gewesen. Gott selbst habe sie mit reinen synnen mynnen wollen.
Lieder zum Lob der Gottesmutter Maria sind schon im 8. Jahrhundert entstanden. Ein erstes deutschsprachiges Beispiel bietet das „Melker Marienlied” aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts.
IV.27 Konrad von Würzburg: Die Goldene Schmiede, Oberrhein (?)/Rheinpfalz (?),
um 1460, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 356, Bl. 1r