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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
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IV. Die Macht der Minne

Geistliche beim Gesang des „Hohen Liedes der Liebe”, 1441‒1449

Geistliche beim Gesang des „Hohen Liedes der Liebe”, 1441‒1449

Liebesdichtung in der Bibel

Die Liebesdichtung des Mittelalters schöpft aus dem Hohen Lied des Alten Testaments. Die Beschreibung der Liebe zwischen Mann und Frau wurde allegorisch gedeutet: Gott galt als Bräutigam, zuerst die Kirche und später die Seele als Braut.

Im 12. Jahrhundert entwickelten die Exegeten ein besonderes Interesse an der Auslegung des Hohen Liedes, auch weil die persönliche Beziehung Gottes zu den Menschen zum Thema wurde. Die Deutung der menschlichen Seele als Braut findet sich pointiert bei Bernhard von Clairvaux: Die Seele des Gläubigen, also die Braut, solle sich auf die Verbindung mit dem Bräutigam vorbereiten, bevor diese Liebe im Kuss ihren Inbegriff findet.

Die Illustration zu Beginn des Hohen Liedes in der deutschsprachigen Bibelausgabe zeigt fünf Geistliche beim Chorgesang. Einer von ihnen deutet mit der Hand auf die Überschrift „Cantica Canticorum”. Die rubrizierte Überschrift oberhalb der Miniatur übersetzt den Titel des biblischen Buches mit buch der minne.

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