IV. Die Macht der Minne
Die Vertreibung aus dem Paradies und die Mühsal irdischen Daseins im
„Spiegel menschlicher Gesundheit”, 1420‒1430
Der Sündenfall und seine Folgen
Weil Adam und Eva gegen das göttliche Verbot verstießen und die Frucht vom Baum der Erkenntnis aßen, wurden sie aus dem Paradies vertrieben. Damit begann die Mühsal des irdischen Daseins, nach theologischer Vorstellung aber auch die auf Christus ausgerichtete Heilsgeschichte. Christus wird als neuer Adam verstanden, Maria als neue Eva.
Auf diesem Zusammenhang basiert der „Spiegel der menschlichen Gesundheit” oder wie in der Überschrift auf Blatt 1 zu lesen der „Spiegel der Menschen Selikeit”.
Zunächst wird der Beginn der Heilsgeschichte vom Sturz Luzifers über die Erschaffung des Menschen, den Sündenfall, die Vertreibung aus dem Paradies bis zur Sintflut geschildert. Der sich anschließende typologische Text verknüpft dann vor allem Ereignisse des Neuen Testaments (Antitypen) mit solchen des Alten (Typen), zu denen eine ähnliche heilsgeschichtliche Aussage herzustellen ist. Das Werk wurde zuerst in lateinischer Sprache als „Speculum humanae salvationis” verfasst. Es ist seit ca. 1330 weit verbreitet. Von der im Cod. Pal. germ. 432 vorliegenden Versübertragung in die deutsche Sprache sind seit der Mitte des 14. Jahrhunderts 22 Handschriften erhalten.
IV.23 Der Sündenfall und seine Folgen
Spiegel menschlicher Gesundheit, Mittelrhein, 1420‒1430
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 432, Bl. 5r: Die Vertreibung aus dem Paradies und die Mühsal irdischen Daseins