IV. Die Macht der Minne
Die lauter lieb nach Andreas Capellanus' „De Amore”
Ein Minnetheoretiker des hohen Mittelalters
Andreas, Kaplan des königlichen Hofes, aulae regis capellanus, wird der Dichter in Handschriften benannt, kurz Andreas Capellanus. Sein dreibändiges Werk „De amore” beschäftigt sich mit dem Phänomen der Liebe. Es ist zwischen 1174 und 1238 entstanden
Andreas Capellanus war vermutlich im Umfeld der Marie de Champagne in Troyes oder in der Kanzlei des französischen Königs Philipp II. August in Paris tätig. Die „reine Liebe” schätzt der Autor besonders: Diese Liebe geht bis zum Kuss, zur Umarmung und bis zur keuschen Berührung der nackten Geliebten. Die angebliche Schlechtigkeit der Frau spreche allerdings gegen die Liebe. „De amore” hatte großen Einfluss auf die literarische Entdeckung der Liebesthematik.
Schon früh wurde das Werk in die Volkssprachen übersetzt. Der Arzt, Hofdichter und Übersetzer Johannes Hartlieb (gest. 1468) übertrug 1440 im Auftrag Albrechts VI. von Österreich das Werk ins Deutsche.
IV.16 Ein Minnetheoretiker des hohen Mittelalters
Andreas Capellanus: De amore et de amoris remedio (übersetzt von Johannes Hartlieb),
Straßburg: Martin Schott, 23. März 1484 [GW 1761]
Württembergische Landesbibliothek Stuttgart, Inc.fol.995
© Württembergische Landesbibliothek Stuttgart