IV. Die Macht der Minne
Die Gegenseitigkeit der Liebe
Die Herzogin Orgeluse verpflichtet den Artusritter Gawein zum Minnedienst. Das Paar reicht sich die Hände und symbolisiert so die Gegenseitigkeit ihrer Bindung. Der Ritter verspricht, seiner Dame zu dienen und um sie zu werben, und erhofft sich dafür als Lohn die Gunst der Frau
Abweichend vom Eindruck einer idealen Verbindung, den die Zeichnung erweckt, vermittelt der Parzival-Roman ein negatives Bild der Orgeluse als Minneherrin: Sie bedient sich mehrerer Ritter, um ihren ermordeten Ehemann zu rächen. Gawein verkörpert darin das Idealbild eines Ritters: Er kann durch seinen treuen Minnedienst das durch Rachegedanken verbitterte Herz Orgeluses heilen und sie vom ritterlichen Ideal der gegenseitigen Liebe überzeugen.
IV.9 Die Gegenseitigkeit der Liebe
Wolfram von Eschenbach: Parzival, Hagenau, Werkstatt Diebold Lauber, um 1443‒1446
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Bd. 2, Bl. 377v