IV. Die Macht der Minne
Der erzwungene Lohn
Ein Kuss und ein Kranz: Das ist der Turnierpreis der Damen des Rosengartens für die Helden nach dem siegreichen Kampf. Dem Mönch Islan verwehren Kriemhild und ihre Damen aber den Preis, so dass er sich seinen Lohn erzwingt.
Die Heldendichtung „Der Rosengarten von Worms”, entstanden im 13. Jahrhundert, berichtet von einem Turnier, das der Herr des Rosengartens, der Vater Kriemhilds, zwischen ihren Burgunden und den Recken um Dietrich von Bern ausrichtet. Aus zwölf Einzelkämpfen gehen Dietrichs Waffengefährten als Sieger hervor.
Bei der Siegerehrung kommt es zum Eklat: Dem Mönch Islan wird als einzigem der Lohn für seine Tapferkeit vorenthalten: Kriemhild reicht ihm zwar einen Kranz. Doch wegen seines rauen Bartes will sich keine ihrer Damen von ihm küssen lassen. Der Mönch droht darauf, den Rosengarten zu verwüsten und ein Blutbad anzurichten. Schon im Kampf hatte er gegen die Regeln des Turniers verstoßen; nun lässt er auch gegenüber den Damen jedes höfische Verhalten vermissen.
IV.8 Der erzwungene Lohn
Rosengarten zu Worms, Straßburg, Elsässische Werkstatt von 1418, 1420
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 359, Bl. 61r