III. Die Entdeckung der höfischen Liebe
Verführerische Lanzelot-Lektüre in Dantes „Divina Commedia”
Lanzelot und Ginevra
Lanzelots und Ginevras zwar ehebrecherische aber bedingungslose Liebe machte sie zum ‚Musterpaar’ der höfischen, literarischen Tradition. So kommt es, dass Dante Alighieri noch Anfang des 14. Jahrhunderts in der „Divina Commedia” ihre Geschichte aufgreift.
Mit der „Commedia” verfasste Dante eines der berühmtesten Werke der Literatur. Darin schildert er seine imaginäre Reise durch das Jenseits, die ihn durch Hölle, Fegefeuer und Himmel führt. Im fünften Kreis des Infernos, der den fleischlichen Sündern vorbehalten ist, trifft er auf die Schatten seiner Zeitgenossen Francesca da Rimini und Paolo Malatesta. Während in der „Commedia” nur bruchstückhaft über ihre ehebrecherische Liebe berichtet wird, gestaltete der Kommentator Daniello Bernardino ihr Schicksal erzählerisch aus: Danach sei Francesca da Rimini aus politischen Gründen verheiratet worden, habe sich aber in ihren Schwager Paolo verliebt. Als Auslöser nennt Francesca selbst die gemeinsame Lektüre der Geschichte von Lanzelot: Die Beschreibung des Kusses zwischen Lanzelot und Ginevra habe zu Paolos erstem Kuss geführt.
III.14 Dante Alighieri/Bernardino Daniello: La divina Commedia con l'Espositione di M. Bernardino Daniello da Lucca, sopra la sua Comedia dell'Inferno, del Purgatorio, & del Paradiso,
Venedig: Fino, 1568, Inferno Kap. 5, S. 36‒42
UB Heidelberg, G 2846-55 RES