III. Die Entdeckung der höfischen Liebe
Die „Höfische Literatur” als Novum der Stauferzeit
Der Codex Buranus aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts umfasst sowohl mittellateinische Lyrik als auch mittelhochdeutsche, altfranzösische und provenzalische Texte. Damit steht er für eine Entwicklung der Literatur des 12./13. Jahrhunderts, in der die Volkssprache neben die Sprache der Gelehrten tritt.
Das Lied Ich was ein chint so wolgetan aus den Carmina Burana kündigt diesen Wechsel zur Volksprache an: Durch Kreuzreime miteinander verschränkt, treten zu den mittellateinischen nun auch mittelhochdeutsche Verse. Innerhalb des Liedes wird die sexuelle Verführung und Defloration eines einfachen Mädchens durch einen Fremden thematisiert. In der Handschrift mündet das Gedicht in eine Miniatur.
Der Codex Buranus stellt die größte Sammlung von mittellateinischer Lyrik des 11. bis 13. Jahrhunderts dar. Kontrastreich aufgebaut, stehen neben moralisch-satirischen Dichtungen sowie geistlichen Schauspielen auch Lieder von Trinkern und Spielern sowie Liebeslieder.
III.3 Carmina Burana. Faksimile-Ausgabe der Handschrift der Carmina Burana und der Fragmenta Burana
(Clm 4660 und 4660a) der Bayerischen Staatsbibliothek München, hrsg. von Bernhard Bischoff, München 1967
UB Heidelberg, Re 581, Bl. 72v: Paar mit gepflückten Blumen