II. Schicksale der Handschrift
Das Minnelager
Tandaradei! So erklingt der Ruf der Nachtigall in Walthers berühmtem Lindenlied. Er tönt in der Erinnerung einer Frau an die heimliche Begegnung mit ihrem Geliebten. In Gedanken kehrt sie noch einmal an den Ort ihrer Liebe auf der Heide zurück, wo die geknickten Blumen ihr Glück bezeugen.
In der Nachdichtung des Lindenlieds von Walther von der Vogelweide, die K.E.K. Schmidt 1774 im „Almanach der deutschen Musen” veröffentlichte, schildert sich die Herzensdame selbst als „schmachtend”, während sie die Bemühungen ihres Ritters als „behaeglich”, ja, „niedlich” klassifiziert. Die Zuhörer, die ja auch in Walthers Lindenlied schon präsent sind, spricht sie überschwänglich als „Minnewaller” (Minnepilger) an.
II.24a K. E. K. Schmidt: Das Minnelager, in: Almanach der deutschen Musen 1774, S. 8-9,
UB Heidelberg, G 5451-2 RES::1774