II. Schicksale der Handschrift
Die Entdeckung des Ritters Ulrich von Lichtenstein
Die schillernde Figur des Dichters Ulrich von Lichtenstein, der im Minnedienst weder das Absurde noch die Selbsterniedrigung scheut, gibt bis heute Rätsel auf. Die Rezeption seines autobiographischen Textes wurde 1812 durch eine Prosaübertragung des romantischen Dichters Ludwig Tieck eingeleitet.
Der Dichter Ludwig Tieck (1773-1853) wollte mit seiner Version zu Ulrichs von Lichtenstein „Frauendienst” ein bis dahin völlig unbekanntes mittelalterliches Werk herausgeben und damit zur Popularisierung der mittelhochdeutschen Literatur beitragen. Besonderes Interesse erfuhren in der Zeit Tiecks die Minnelieder, die in den „Frauendienst” eingebettet sind. Mit ihrem teils sehnsuchtsvoll klagenden, teils hoffnungsvoll werbenden Charakter bilden sie einen Kontrast zur burlesken Rahmenhandlung. Diese Lieder wurden schon im Jahre 1803 von Tieck in einer separaten Minnelieder-Edition herausgegeben.
II.16 Ulrich von Lichtenstein: Frauendienst, oder: die Geschichte und Liebe des Ritters und Sängers Ulrich von Lichtenstein, von ihm selbst beschrieben, bearbeitet von Ludwig Tieck, Stuttgart 1812
UB Heidelberg, G 5005 C RES