II. Schicksale der Handschrift
Karl-Ignatz Trübner
Karl-Ignatz Trübner und die Rückkehr des Codex Manesse
Karl-Ignatz Trübner (1846‒1907), Straßburger Buchhändler und Verleger, war die zentrale Figur bei der Rückführung des Codex Manesse. Er vermittelte einen komplizierten Tauschhandel.
Zwei Bücherdiebe hatten in den 40er Jahren des 19. Jahrhundert über 2.600 Handschriften gestohlen und an den englischen Sammler Lord Ashburnham verkauft. Als der Sohn des Lords nach dessen Tod 1878 die Büchersammlung veräußern wollte, fand er für die komplette Bibliothek keinen Abnehmer. Die Bibliothèque Nationale versuchte 1883 erfolglos, wenigstens die 166 bedeutendsten französischen Codices zurückzukaufen. Ab 1886 mischte sich dann der Buchhändler Trübner ein. Er gewann die Instanzen für seine Idee eines Dreiecksgeschäfts: Reichskanzler Otto von Bismarck genehmigte die Bereitstellung von 400.000 Mark aus dem Dispositionsfonds für den Ankauf der französischen Codices – inklusive einer zehnprozentigen Provision für Trübner.
Die Pariser Seite zahlte dann 150.000 Francs für die von Deutscher Seite wieder beschafften Handschriften und übereignete zusätzlich den Codex Manesse. Kaiser Friedrich III. verfügte, dass der Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg als der rechtmäßigen Nachfolgerin der Bibliotheca Palatina zur ständigen Aufbewahrung übergeben werden sollte. Feldjäger brachten den Codex von Paris nach Heidelberg, wo er am 10. April 1888 eintraf.
II.5 Lichtdruck UB Heidelberg, Graph. Slg. P 1484