I. Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
Kolophon des Schreibers Nikolaus von Zürich in einem Salemer Chorbuch, 1318
Nikolaus von Zürich
Um 1300 sind in Zürich zahlreiche Handschriften mit gemeinsamen Merkmalen entstanden. Man spricht von einer Zürcher Schreiberschule, zu der verschiedene Schreiber und Werkstätten gehören.
Eine besondere Rolle spielten die Chorherren des Großmünsters in Zürich, mit dem die Familie Manesse, Johannes Hadlaub, Niklaus Mangold und ein gewisser Nikolaus von Zürich verbunden waren.
Das Kolophon in einem Chorbuch aus dem Zisterzienserkloster Salem besagt, dass Nikolaus von Zürich, Mönch im Zisterzienserkloster Wettingen, am 24. Juli 1318 das vorliegende Buch vollendete.
Anno domini M° CCC° XVIII° in die sancti Christofori martiris scriptus neumatus atque perfectus est a fratre Nicolao de Thurego monacho Maris Stelle iste liber ad gloriam et honorem Sanctissime [...].
Ursprünglich gehörte die Handschrift dem Zisterzienserkloster Wettingen, das von Salemer Mönchen 1227 gegründet wurde und mit Salem verbunden blieb. Wettingen selbst stand in enger Verbindung zur Stadt Zürich. Es hatte Liegenschaften unmittelbar neben dem Großmünster, die noch heute als Wettinger Häuser bezeichnet werden. Daher können Zürcher Schreiber auch für Wettingen tätig gewesen sein.
I.6 Chorbuch aus Salem, 14. Jahrhundert
UB Heidelberg, Cod. Sal. X,6, Bl. 218v (Reproduktion)