HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Boccaccio und Homer in Deutschland
Die Handschrift enthält einen moralisch-belehrenden Text des italienischen Frühhumanisten Boccaccio sowie Homers „Ilias“ in lateinischer Kurzübersetzung aus neronischer Zeit. Beide Texte verweisen ebenso wie die Schrift auf humanistische Kreise.
Boccaccios „De casibus virorum et mulierum illustrium“ entstand zwischen 1355 und 1360 und fand im 14. und vor allem im 15. Jahrhundert weite Verbreitung. Der Text behandelt das Schicksal bedeutender Personen, angefangen von Adam und Eva über berühmte Gestalten der Antike bis hin zu Zeitgenossen des Autors.
Die Einzelformen des buchmalerischen Dekors wie das kurze Aststück am Ursprung der Ranke, Bündel von spitzen Blättern oder auch die sichelförmigen Blattformen in den Buchstabenkörpern finden sich in der Riesenbibel des Mainzer Domscholasters Volpert von Ders wieder, oder auch in dem anderen Hauptwerk dieser Werkstatt, der Vergil-Handschrift, die 1474 zur Hochzeit Philipps des Aufrichtigen geschaffen wurde.
Die Handschrift ist durch einen Kolophon datiert, in dem neben der Jahreszahl [14]69 auch der Schreiber genannt ist, leider nur mit seinen Initialen B. G., die bisher nicht aufgelöst werden konnten.
I.8
Giovanni Boccaccio: De casibus virorum et mulierum illustrium, Heidelberg (?) / Mainz (?), 1469
Papier, 188 Bll., 32 x 22 cm, 9 ornamental gespaltene Initialen. 1 Deckfarbeninitiale
WLB Stuttgart, Cod. hist. 2° 13, Bl. 6r