III. Die Universitätsbibliothek: Digitalisierungsprojekte
Auktionskataloge als Instrument der Provenienzforschung
Auktionskataloge sind für die Provenienzforschung von zentraler Bedeutung. Oft stellen sie die einzige Quelle für eine Identifikation von veräußerten Kunst- und Kulturgütern dar, die ihren rechtmäßigen Eigentümern während der Zeit des Nationalsozialismus entzogen wurden.
Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Rechtssysteme in den Unterzeichnerstaaten verabschiedete die „Conference on Holocaust-Era Assets in Washington” 1998 elf Grundsätze, um die Bemühungen um Auffindung und Rückgabe beschlagnahmter Kunstwerke in den beteiligten Ländern zu intensivieren.
Neben der von den Regierungen der Vereinigten Staaten und der Bundesrepublik Deutschland mitgetragenen Verpflichtung, beschlagnahmtes Kulturgut zu identifizieren und zurückzuerstatten, fordert die Erklärung von Washington, einschlägige Unterlagen und Archive der Forschung zugänglich zu machen.
Bislang kann die Forschung Auktionskataloge aus der Zeit des Nationalsozialismus nur unter erschwerten Bedingungen und mit hohem Zeitaufwand nutzen. Dieses unverzichtbare Quellenmaterial ist in den einschlägigen Bibliotheken und Forschungseinrichtungen nur unvollständig vorhanden und meist nur unzureichend erschlossen.
Das laufende Projekt soll dazu beitragen, diese Lücke zu schließen und damit die Rekonstruktion der Herkunftsgeschichte verfolgungsbedingt entzogener Kunstwerke sowie deren Rückerstattung ermöglichen.
Projektbeschreibung
Das internationale Kooperationsprojekt wird insgesamt ca. 2.200 deutschsprachige Auktionskataloge der Jahre 1930 bis 1945 nachweisen, digitalisieren und online bereit stellen. Durch OCR-Bearbeitung entstehen durchsuchbare Volltexte, die in den Getty Provenance Index® integriert werden.
Das Projekt liefert Quellen für die Forschung zum deutschen Kunstmarkt im „Dritten Reich”, die nun bequem und umfassend recherchierbar sind. So wird es nicht nur zur Klärung fraglicher Provenienzen in Museumsbeständen weltweit beitragen, sondern auch zum besseren Verständnis der Dynamik des Kunstmarkts in der besonderen politischen Situation während dieser Zeit.
Projektpartner sind die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin, die die umfangreichste Sammlung von Auktionskatalogen in Deutschland besitzt, die UB Heidelberg, die über große Erfahrung bei vergleichbaren Digitalisierungsprojekten verfügt und das Getty Research Institute in Los Angeles, das seine über Jahrzehnte erprobte Datenbank-Infrastruktur einbringt.
Das Forschungsprojekt wird von wissenschaftlichen Symposien, Publikationen sowie einer Ausstellung begleitet werden.
Gefördert durch
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)
- National Endowment for the Humanities (NEH)
- VolkswagenStiftung
Projektpartner
- Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin
- Getty Research Institute, Los Angeles
- Arbeitsstelle für Provenienzrecherche/-forschung (Stiftung Preußischer Kulturbesitz)
Projektbeginn
01.11.2010
Weitere Informationen
- Auktionskataloge – digital
- Collecting and Provenance Research (Getty Research Institute, LA)
Vorschau der Exponate
(Zum Rundgang Bilder anklicken)