Ausweg aus der Raumnot: Das Tiefmagazin
Das Tiefmagazin war ein Geschenk des Landes Baden-Württemberg zum 600-jährigen Jubiläum der Universität Heidelberg 1986. Nachdem es schon seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts verschiedene Pläne zum Bau eines Tiefmagazins gab, die jedoch aus Geldmangel nicht zur Ausführung gelangten, wurde die Raumnot in den 70er Jahren so dramatisch, daß große Teile des geisteswissenschaftlichen Bestandes in Ausweichmagazine in der Zweigbibliothek im Neuenheimer Feld und in der ehemaligen Tabakfabrik Landfried ausgelagert werden mußten. Die Bereitstellung dieser durchaus noch häufig benutzten Bücher konnte nur mit großem Zeit- und Personalaufwand erfolgen.
Da die geplante Norderweiterung der Universitätsbibliothek durch den Bau des Triplex-Gebäudes mit der Mensa nicht mehr möglich war, kam als Fläche für ein Tiefmagazin nur der Innenhof der Neuen Universität in Betracht. Den Innenhof der Universitätsbibliothek zu überbauen war aus denkmalpflegerischer Sicht nicht möglich. Ein Tiefmagazin an dieser Stelle war aus baustatischen Gründen und da die Kapazität zu geringe gewesen wäre, nicht zu verwirklichen.
Ende Oktober 1984 genehmigte das Finanzministerium den Bauantrag, im Mai 1985 lagen die ersten Pläne zum Bau eines unterirdischen, zweigeschossigen Magazins vor. Am 8. Juli 1986 wurde von dem baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth der Erste Spatenstich vorgenommen.
Von Juli 1986 bis September 1987 führte das Landesdenkmalamt auf dem Baugelände archäologische Grabungen durch. Mit dem eigentlichen Bau konnte erst im Oktober 1987 begonnen werden. Am 1. März 1989 wurde Richtfest gefeiert, im März 1991 begann der Umzug der Bücher in das neue Tiefmagazin.
Das Tiefmagazin mit seiner Nutzfläche von 3000 m² auf zwei Etagen ist durch einen etwa 80 Meter langen, unterirdischen Gang mit dem Hauptgebäude der Universitätsbibliothek verbunden. Um den Magazinraum optimal zu nutzen, stehen die Bücher in fahrbaren Kompaktregalen, deren Gänge sich auf Knopfdruck elektronisch öffnen. Das Tiefmagazin ist auf ein Fassungsvermögen von 1,5 Millionen Bände ausgelegt. Das Magazin ist voll klimatisiert - etwa 20.000 m³ Luft werden pro Stunde umgewälzt -, so daß eine Temperatur von 20°-22°C und eine relative Luftfeuchte von etwa 50% konstant gehalten werden kann.
Die Bestellungen der Benutzer werden per EDV an einem Drucker des jeweiligen Magazingeschosses ausgedruckt. Anhand der Ausdrucke hebt der Magazinbedienstete die Bücher aus den Regalen aus und packt sie in Transportkisten, die mittels einer Kastenförderanlage zum gewünschten Abholort (Ausleihe, Lesesaal, Zweigstelle) transportiert werden. Großformatige Bücher werden auf herkömmlichen Bücherwägen durch den Verbindungsgang und über verschiedene Aufzüge transportiert.