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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Die Neue Universität vom hohen Mittelalter bis in die frühe Neuzeit

Das Gelände der Neuen Universität durchlief in der langen Siedlungsgeschichte Heidelbergs eine wechselvolle Entwicklung. Zeugnis über diese unterschiedlichen Besiedlungsphasen legen vielfach nur die im Boden erhaltenen archäologischen Überreste ab. Dem Verlust der darin enthaltenen Informationen durch tief greifende Baumaßnahmen kann nur durch eine fachgerechte archäologische Ausgrabung vorgegriffen werden, so 1986/87 beim Bau des Tiefmagazins der Universitätsbibliothek.

Mit dieser Grabung gelang erstmals der archäologische Nachweis einer vorstädtischen Siedlung zu Füßen der vermutlich bereits im 12. Jh. bestehenden „Oberen Burg” auf der Molkenkur. Seelsorgerischer Mittelpunkt dieses auf dem Schwemmfächer des Klingenteichbaches angelegten Burgweilers war die heute noch in geänderter architektonischer Gestalt bestehende Peterskirche. Auf Burg und Siedlung dürfte sich die erste literarische Erwähnung Heidelbergs als Sitz des Pfalzgrafen Konrad von Hohenstaufen um 1180 beziehen.
Nach Ausweis der Funde vom Tiefmagazin begann die mittelalterliche Besiedlung dort um 1100; jedoch erst ab der Mitte des 12. Jh. sind Steingebäude als Wohnhäuser einer gehobenen Bevölkerungsschicht nachweisbar.

Diese Häuser wurden später einplaniert und mit der westlichen Stadtmauer überbaut. Der Abriß dürfte daher mit der planmäßigen Gründung der Stadt Heidelberg in Zusammenhang stehen. Archäologisch sind diese Vorgänge in die erste Hälfte des 13. Jh. zu datieren und so historisch wohl mit den ab 1214 amtierenden Wittelsbacher Pfalzgrafen in Verbindung zu bringen. Für die frühstädtische Siedlungsphase konnte eine lockere Bebauung im Stadtmauerwinkel um den Hexenturm nachgewiesen werden.

Nach der Stadtgründung entstand auf dem heutigen Universitätsplatz das 1279 erstmals erwähnte Augustinerkloster. Spätestens um 1400 gelangte auch das südlich gelegene Gelände der Neuen Universität in Klosterbesitz. Zunächst als Garten genutzt, hatte sich bis zur Mitte des 16. Jh. die klösterliche Bebauung bis in die Freifläche hinein ausgedehnt.

In diesen Jahrzehnten erwarb die Universität das Kloster. Das Gelände wurde offensichtlich weiterhin als Wirtschaftstrakt und Garten genutzt, doch erfuhren die Gebäude Erweiterungen und Umbauten. Zumindest Teile der Bebauung wurden beim Brand Heidelbergs 1693 zerstört.

(Folke Damminger, Regierungspräsidium Karlsruhe, Ref. 25 [Denkmalpflege])

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