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Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Neues Projekt: Erschließung der Buchmalerei der Handschriften aus den Klosterbibliotheken Salem und Petershausen

Am 1. August startete unter dem Titel “Salemitana pictura: Erschließung und kunsthistorische Beschreibung der Buchmalerei der Handschriften aus den Klosterbibliotheken Salem und Petershausen" ein neues, auf zwei Jahre angelegtes und von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg gefördertes Projekt.

Die Bibliotheca Salemitana ist eine kontinuierlich gewachsene Büchersammlung mit Schwerpunkt auf liturgischen Handschriften des 12. Jahrhundert sowie des 15. und frühen 16. Jahrhunderts. Im Rahmen verschiedener, u.a. von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg geförderter Projekte, konnten für diese Kodizes in den letzten Jahren einheitliche wissenschaftliche Beschreibungen geschaffen werden. Mit dem aktuellen Projekt soll nun die letzte Lücke, die Erschließung des kunsthistorisch bedeutenden Buchschmucks geschlossen werden.

Das Zisterzienserkloster Salem wurde im Jahr 1134 gegründet. Schon im 12. Jahrhundert besaß das Kloster ein eigenes Skriptorium (Schreibwerkstatt), durch das im Laufe der Jahrhunderte eine der bedeutendsten deutschen Klosterbibliotheken aufgebaut wurde, die in den ältesten Teilen ihrer Bestände bis in das Gründungsjahrhundert zurückreicht. Die Förderung der Bibliothek und ihres Ruhmes war über 600 Jahre hinweg ein Herzensanliegen der Salemer Äbte. Lediglich 1697 hatte ein Brand im Kloster den kontinuierlichen Aufbau der Bibliothek zeitweise unterbrochen.

Nachdem das Kloster durch die Säkularisierung zunächst an das Haus Baden gefallen war, erwarb die Universität Heidelberg 1826/27 das Gros der Salemer Bibliothek als Grundstock für den Wiederaufbau der Universitätsbibliothek, die in den Kriegen des 17. und 18. Jahrhunderts stark dezimiert worden war. Die knapp 450 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Handschriften sowie über 30.000 Drucke stammen nicht nur aus Kloster Salem, sondern auch aus der Büchersammlung des Benediktinerklosters Petershausen in Konstanz, das 1802 ebenfalls an Baden gefallen war. In der Universitätsbibliothek Heidelberg bilden diese Bestände heute neben den deutschen Handschriften der ehemaligen Bibliotheca Palatina den kostbaren Kern ihrer Altbestände.

120 Handschriften aus den Klöstern Salem und Petershausen sind mit Buchschmuck ausgestattet, in ihnen finden sich ca. 3.300 detailliert zu beschreibende Bildseiten mit Miniaturen, Zierinitialen, Bordüren etc. Bei den Handschriften der Bibliotheca Salemitana handelt es sich um wenige theologische Werke sowie überwiegend liturgische Handschriften, also solche, die für das Chorgebet und die Messfeier benötigt wurden. Insgesamt betrachtet reicht das zeitliche Spektrum der Buchmalereien von Einzelstücken aus karolingischer Zeit, über zahlreiche Kodizes aus romanischer und spätmittelalterlicher Zeit bis hin zu einer Reihe von prächtig ausgestatteten Chorbüchern der Renaissance. Von den berühmten Handschriften sind folgende besonders hervorzuheben: Hildegards von Bingen “Liber Scivias”, das nach seinem mittelalterlichen Aufbewahrungsort benannte Petershausener Sakramentar, die Breviere des Abts Johannes Stantenat (1471-1494) (Sommerteil, Winterteil) sowie die großen Chorbücher, die im Auftrag nachfolgender Äbte entstanden sind.

Alle im Projektverlauf erzielten Ergebnisse stehen zukünftig weltweit den Fachwissenschaftler*innen und der interessierten Öffentlichkeit in heidICON zeit- und ortsungebunden im Open Access zur Verfügung. Darüber hinaus können die Erschließungsinformationen direkt innerhalb der Onlinepräsentation der kompletten Handschrift (Reiter „Bilderschließung“), betrachtet werden.

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