Anhand von Originalen und 3D-Modellen zeigt das Institut für Papyrologie im Rahmen der Vitrinenausstellung „Sammlung des Monats“ die Verschiedenheit antiker Beschreibmaterialien und für welche unterschiedlichen Zwecke diese im Alltag verwendet werden konnten. Die Ausstellungsreihe bietet im monatlichen Wechsel ausgewählte Stücke aus den Museen und Sammlungen der Universität Heidelberg.
Das Heidelberger Institut für Papyrologie ist die einzige selbständige universitäre Einrichtung in Deutschland, die der Pflege der Papyrologie in Forschung und Lehre gewidmet ist, und beherbergt eine etwa 11.000 Stücke umfassende Sammlung von Papyri, Pergamenten, Hadernpapieren und Ostraka (beschriebene Tonscherben) aus Ägypten. Damit gehört die Heidelberger Sammlung zu den größten Papyrussammlungen Deutschlands. Zusammen mit ihr ist im Laufe der letzten mehr als 100 Jahre eine umfangreiche wissenschaftliche Spezialbibliothek entstanden. Diese drei Eigenschaften machen das Heidelberger Institut zu einem Schwerpunkt der papyrologischen Forschung, auch im internationalen Vergleich. Gleichzeitig ist es ein Vorreiter in der digitalen Erfassung, Archivierung und Präsentation antiker Papyri. Dabei integrieren die hier vor Ort aufgebauten Datenbanken nicht nur die in Heidelberg aufbewahrten Stücke, sondern Sammlungen aus der gesamten Welt, sodass sie unverzichtbare Hilfsmittel zur Erforschung dieser fragilen Textträger und ihrer Epoche wurden.
Papyrus war der Vorläufer unseres heutigen Papiers, auf dem Ägypter, Griechen und Römer schrieben. Aus der Papyrusstaude wurde das Beschreibmaterial Papyrus hergestellt. Benutzt wurde es für sämtliche Texte, die nur vorstellbar sind: Briefe, Abrechnungen, Steuerlisten, Verträge, Rezepte, Bibelausgaben, Horoskope usw. Geschrieben wurde in sämtlichen ägyptischen Sprachstufen, Griechisch, Latein, Hebräisch und Arabisch. Die Jahrtausende überdauert haben die antiken Dokumente auf Grund der klimatischen Bedingungen vor allem in den Wüstengebieten Ägyptens. Heute beschäftigt sich die wissenschaftliche Disziplin Papyrologie mit der Entzifferung der griechischen (und lateinischen) Texte und der Auswertung ihres Inhalts im Rahmen des jeweiligen historischen Kontexts. Diese griechischen Texte repräsentieren 1000 Jahre der Geschichte Ägyptens, von der Eroberung durch Alexander den Großen 331 v. Chr. bis zu den letzten benutzten Papyri im 8. Jh. n. Chr.
Die in den Vitrinen gezeigten Beschreibstoffe sind noch unrestaurierte Papyri, ein Pergament, Hadernpapiere und 3D-Modelle von Ostraka und Knochen. Als inhaltliche Beispiele stehen sich Religion und Magie gegenüber. Neben einem Doppelblatt aus einem Septuaginta-Kodex ist ein Amulett zur Abwehr von Skorpionen zu sehen.
Die Vitrinenausstellungen in der Reihe „Sammlung des Monats“, organisiert von den Museen und Sammlungen der Universität Heidelberg, können in der Zweigstelle der Universitätsbibliothek, Im Neuenheimer Feld 368, montags bis freitags von 8.30 bis 22.00 Uhr und am Wochenende von 9.00 bis 22.00 Uhr besichtigt werden.
Dank an: Dr. Maarten DeKieviet, Tom Turczyk und Peter Vivel (Physikalisches Institut) für die Erstellung der 3D-Modelle Prof. Dr. Andrea Jördens (Institut für Papyrologie) als Leihgeberin Elke Fuchs (Institut für Papyrologie) für kreative Ideen und Hilfe in jeder Notlage
Konzeption und Kontakt: Laura Willer Institut für Papyrologie willer@uni-heidelberg.de
Bildnachweis: Lavinia Ferretti