Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek


Festakt zum Abschluss der Digitalisierung der deutschsprachigen und lateinischen Handschriften der Bibliotheca Palatina

Eine der wertvollsten Sammlungen von Handschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit – die Bibliotheca Palatina – ist nach jahrhundertelanger „Trennung“ virtuell wiedervereint worden: Dazu hat die Universitätsbibliothek Heidelberg nicht nur die deutschsprachigen Handschriften in ihrem eigenen Bestand digitalisiert, sondern auch die lateinischen Codices dieser „Mutter aller Bibliotheken“, die sich seit fast 400 Jahren hinter den Mauern des Vatikans in der Biblioteca Apostolica Vaticana in Rom befinden. Die Realisierung dieses für die Forschung bedeutenden Großprojektes ermöglichte die Manfred-Lautenschläger-Stiftung, die die langjährige Finanzierung übernommen hat. Zum Abschluss der Digitalisierung findet am 15. Februar 2018 ein Festakt an der Universität Heidelberg statt. Daran wird der Förderer und Ehrensenator der Ruperto Carola, Dr. h.c. Manfred Lautenschläger, teilnehmen.

Die technischen Möglichkeiten der Digitalisierung und des Internets boten der Universitätsbibliothek die Chance, diesen heute auf Rom und Heidelberg verteilten „Schatz der abendländischen Kultur“ in einer virtuellen Bibliothek wieder zusammenzuführen. Dazu begründeten die Universität Heidelberg und der Vatikan eine auf mehrere Jahre angelegte Kooperation. „Für die Förderung dieser ambitionierten Idee sind wir unserem Ehrensenator zu großem Dank verpflichtet“, sagt der Rektor der Universität, Prof. Dr. Bernhard Eitel. Die Manfred-Lautenschläger-Stiftung hat nicht nur die Digitalisierung der deutschsprachigen Handschriften in Heidelberg unterstützt. Dank der Finanzierung durch die Stiftung konnte außerdem ein Digitalisierungsstudio der Universitätsbibliothek im Vatikan aufgebaut und betrieben werden, um damit die lateinischen Codices zu erfassen. „Mit der virtuellen Zusammenführung der deutschsprachigen und lateinischen Palatina-Handschriften ist für uns ein Traum in Erfüllung gegangen“, betont Bibliotheksdirektor Dr. Veit Probst.

Das Interesse an der digitalen Palatina ist groß.Im Kalenderjahr 2017 verzeichneten die Server der UB Heidelberg 315.000 Zugriffe auf die Bände der Palatina. Dabei wurden insgesamt 2,2 Millionen Seiten aufgerufen. Die Zugriffe, bei denen die Roboteranfragen bereits herausgefiltert sind, erfolgten aus 172 Ländern der Erde.

Der Bibliotheca Palatina ging bereits, bevor Papst Gregor XV. sie im Dreißigjährigen Krieg als Beute reklamierte und 1623 in den Vatikan überführen ließ, eine lange Geschichte voraus. Über fast 250 Jahre war sie aus zwei Quellen erwachsen – den fürstlichen Sammlungen auf dem Heidelberger Schloss und den Bibliotheken der 1386 gegründeten Universität Heidelberg. Mit Ausnahme der deutschsprachigen Codices, die 1816 zurückerstattet wurden und nach Heidelberg zurückkehrten, bildet die Palatina bis heute einen Grundstock der Vatikanischen Bibliothek in Rom. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde sie als der „beste Schatz aller Gebildeten in Deutschland“ bezeichnet. Als Universalbibliothek umfasst sie neben theologischen, philologischen, philosophischen und historischen Werken auch medizinische, naturkundliche und astronomische Texte. Damit ist sie bis heute für eine Vielzahl von Wissenschaftsdisziplinen interessant. Der nunmehr digitalisierte Kernbestand von rund 3.000 Handschriften ist über das Internet für jedermann zugänglich.

Den Festakt zur virtuellen Zusammenführung der Bibliotheca Palatina eröffnet der Rektor der Ruperto Carola. Anschließend gibt der Direktor der Universitätsbibliothek Einblicke in die wissenschaftspolitischen und organisatorischen Rahmenbedingungen dieses Großprojekts. Den Festvortrag hält Prof. Dr. Christopher Young von der Universität Cambridge. Am Beispiel der „Kaiserchronik“, der ersten großangelegten deutschsprachigen Chronik aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, stellt Prof. Young die neuen Möglichkeiten vor, die die digitale Präsentation mittelalterlicher Handschriften für die Forschung bietet. Abschließend wird Dr. h.c. Manfred Lautenschläger über das Thema „Der Stifter als Anstifter“ sprechen.

Eine Mitarbeiterin der Universitätsbibliothek digitalisiert in Rom eine mittelalterliche Handschrift am Grazer Büchertisch (Foto: Universitätsbibliothek Heidelberg)

zum Seitenanfang