Im Rahmen der Kabinettausstellung "Der ›Welsche Gast‹ des Thomasin von Zerklaere - Die Tücken von 300 Jahren ›Copy & Paste‹" hält die Altgermanistin Michaela Wiesinger von der Universität Wien einen Vortrag über die Aspekte der Naturphilosophie, die von Thomasin von Zerklaere zu Beginn des 13. Jahrhunderts in sein berühmtes Lehrgedicht eingebettet wurden.
Frau Wiesinger wird sich in ihrem Vortrag insbesondere mit drei ausgewählten Illustrationen mit Bezug zur Naturphilosophie der Zeit und ihrer Einbettung in den Text beschäftigen.
Zum einen ist dies die allegorische Darstellung der septem artes liberales - die mittelalterlichen Grundwissenschaften bestehend aus dem Trivium Grammatik, Rhetorik, Dialektik und dem Quadrivium Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie -, zum anderen die Illustration des sphärischen Aufbaus des Kosmos und schließlich der vier Elemente samt ihrer Sekundäreigenschaften (rota elementorum).
Berücksichtigung finden dabei große Teile der Überlieferung, da die Abschriften des ›Welschen Gastes‹ je ganz aktuelles Wissen aufgreifen. Daher gehen die Illustrationen, die auf das Trivium Bezug nehmen und die sich mit dem Sphärenmodell beschäftigen, weit über den im Text wiedergegebenen Wissensstand hinaus. Auf die Elementenlehre wird Frau Wiesinger dabei gesondert eingehen. Die Abbildung zu den Sekundäreigenschaften wurde von der Forschung bis jetzt nur teilweise interpretiert, meist wurde sie sogar als unlesbar verworfen. Frau Wiesinger vertritt hier einen neuen Ansatz, der den Bildtypus sowie dessen Bedeutung für Text und Kulturgeschichte besser erklären kann.
Wo? Universitätsbibliothek, Handschriftenlesesaal
Wann? Donnerstag, 11.05.2017, 18:00 Uhr c.t.
Ansprechpartner
Universitätsbibliothek Heidelberg
Tel.: 06221 54-2592
SFB 933 "Materiale Textkulturen"
Dr. Nele Schneidereit
Wissenschaftliche Koordinatorin
Tel.: 06221 54-4189