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Boner, 'Der Edelstein' – Digitale Edition und Dokumentation

Der um 1350 entstandene ‚Edelstein‘ des Berner Dominikaners (Ulrich?) Boner ist die erste als geschlossenes ‚buoch‘ konzipierte Sammlung äsopischer Fabeln und kleinepischer Exempla deutscher Sprache. Ihren Erfolg belegen 36 bekannte, zumeist illustrierte Codices, die Verbreitung durch die Handschriftenmanufaktur Diebold Laubers und zwei Inkunabeln, mit denen der Bamberger Druckerverleger Albrecht Pfister bereits 1461/62 das Investitionsrisiko der ersten Kombination von Typen- und Holzschnitt-Druck einging. Frühesten ‚Edelstein‘-Studien Gellerts, Gottscheds und Lessings folgten drei frühe Gesamtausgaben, an denen die sich formierende Germanistik ihr editorisches Rüstzeug ausbildete und debattierte. 1844 legte F. Pfeiffer eine textkritisch-rekonstruktive vierte vor, die sich primär auf zwei heute verlorene und insges. kaum die Hälfte der Überlieferungszeugen stützte. Obwohl A. Schönbach 1875 ihre erheblichen Mängel aufwies und eine Neuausgabe seither einmütiges Desiderat ist, blieb es bis anhin bei Pfeiffers editio citanda. Hauptcrux einer Neuedition waren die unklaren Ursachen für eine sehr unfeste Überlieferung, die im Bestand zwischen 84 Nrn. in knapp der Hälfte der Textzeugen und dem numerus perfectus von 100 Texten nebst Pro- und Epilog in nurmehr einem (1870 verbrannten) Codex schwankt. Strittig blieb, ob eine entwicklungsgeschichtliche Neuausgabe vom schrittweisen auktorialen Aufwuchs zur Hundertzahl oder vom sukzessiven Zerfall der Sammlung durch eklektische Rezeption auszugehen habe. Erst aufwändige Stemmatologie erwies Überlieferungs- statt Autorvarianz als für die heterogene Bestandslage ursächlich und kristallisierte neben individuellen Mischhss. drei Wirkformen heraus, die das Editionsziel vorgeben: eine Leithandschriften-Ausgabe der autorintendierten archetypischen Vollform als Referenztext für zwei bestandsreduzierte und textlich modifizierte Wirkformen, die synoptisch vergleichbar sein sollen. Die edierte Vollform erscheint in drei Ansichtsmodi (moderat und forciert normalisiert sowie nach ihrer jeweiligen Leiths. transkribiert), denen Transkripte repräsentativer Textzeugen ihrer Fassungen spaltenweise versparallel zugeschaltet werden können. Wie die editionsrelevanten Textzeugen sind auch die 30 nicht transkribierten synoptisch oder eigenständig in Vollansichten ihrer Digitalfaksimiles darstellbar. Die UB Heidelberg begleitete das Projekt bereits im Vorfeld durch den Aufbau der virtuellen Handschriftenbibliothek. Sie wird alle Phasen der digitalen Edition im Rahmen ihrer Infrastruktur heiEDITIONS technisch betreuen, von der Datenhaltung über die TEI-Modellierung und Authoring-Aspekte bis hin zur XML-Verarbeitung, -Visualisierung und langfristigen Datenpublikation. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf der Entwicklung eines im Oxygen XML Editor integrierten Eingabetools für einen genuin digital modellierten Variantenapparat und auf dem Ausbau der Möglichkeiten synoptischer Text- und Bildanzeige liegen.

Laufzeit: 01.03.2024– 

Link zur Projektseite von „Boners Edelstein – digital“

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