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Älteste Universitätsbibliothek Deutschlands Geschichte der Universitätsbibliothek

Bereits im späten 14. und frühen 15. Jahrhundert entstanden im Bereich der Universität drei Bibliotheken: die Büchersammlung der Artistenfakultät, die der höheren Fakultäten und die der Stiftskirche (Heiliggeistkirche). Den Grundstock der Fakultätsbibliotheken bildeten fast ausschließlich Nachlässe von Professoren. Auch die Bibliothek der Stiftskirche stand für wissenschaftliche Studien zur Verfügung. Ihren entscheidenden Ausbau verdankte sie dem leidenschaftlichen Büchersammler Kurfürst Ottheinrich (1556-1559). Er ließ die im Schloss aufgestellten Bücher in die Heiliggeistkirche bringen und bestimmte schließlich testamentarisch die endgültige Vereinigung der Bestände an diesem Ort. Ottheinrich legte so den Grundstein der Bibliotheca Palatina, die – ergänzt durch die reichhaltige Bibliothek Ulrich Fuggers – innerhalb weniger Jahrzehnte Weltruhm erlangte und zum "größten Schatz des gelehrten Deutschlands" wurde.

Diese Entwicklung wurde im 30jährigen Krieg jäh zunichte gemacht. Nach der Eroberung Heidelbergs durch Tilly im September 1622 schenkte der siegreiche Herzog Maximilian von Bayern die Bibliotheca Palatina Papst Gregor XV. Im Februar des folgenden Jahres begann der Abtransport von mehr als 3.500 Handschriften und ca. 13.000 Druckschriften nach Rom. Die Bibliothek versank in Bedeutungslosigkeit.

Ihr Wiederaufstieg begann erst mit der Reorganisation der Universität zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die Zuweisung von Bibliotheken säkularisierter Klöster legte den Grundstein für die neue Universitätsbibliothek. Bemühungen um die Rückgewinnung der Bibliotheca Palatina führten 1816 zu einem Teilerfolg: 847 deutsche Handschriften aus dem Vatikan und einige von dort zwischenzeitlich nach Paris abgegebene lateinische und griechische Werke kamen wieder nach Heidelberg. 1888 kehrte im Rahmen eines Tauschgeschäfts auch der auf Umwegen in die Königliche Bibliothek in Paris gelangte Codex Manesse (Große Heidelberger Liederhandschrift) nach Heidelberg zurück. Diese wichtigste Sammlung mittelhochdeutscher Lyrik entstand um 1300 in Zürich und erlangte vor allem durch die 137 darin enthaltenen Miniaturen weltweite Berühmtheit.

Ende des 19. Jahrhunderts stand die Bibliothek erstmals unter der Leitung eines Berufsbibliothekars: Unter der Ägide von Karl Zangemeister (1837-1902) wurde der Bibliotheksneubau des Architekten Joseph Durm begonnen, der 1905 eröffnet und bis zum heutigen Tag genutzt wird. In den folgenden Jahrzehnten wuchsen die Bestände der Bibliothek weiter an und überschritten 1934 die Millionengrenze.

In der NS-Zeit nahm die Universitätsbibliothek Heidelberg spätestens ab 1935 Bücher aus verfolgungsbedingt konfiszierten Beständen. UB-Direktor Karl Preisendanz wurde 1945 im Zuge der Entnazifizierung entlassen. Aufgrund rechtzeitiger Auslagerungen blieb der größte Teil der Bücher vor Kriegsschäden bewahrt.

Seit 1949 ist die Universitätsbibliothek Heidelberg am überregionalen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Sondersammelgebietsplan beteiligt und hat hierbei die Fächer Ägyptologie, Klassische Archäologie, Mittlere und Neuere Kunstgeschichte bis 1945 und Allgemeine Kunstwissenschaft und seit 2005 Südasien übernommen.

Seit 1978 versorgt die Zweigstelle der UB – in unmittelbarer Nähe der naturwissenschaftlichen und medizinischen Institute und Kliniken im Neuenheimer Feld gelegen – den dortigen Benutzerkreis. Sie wurde in den 1990er Jahren erweitert, 2020 /21 teilsaniert und bietet 317 Lese- und Arbeitsplätze sowie einen umfassenden Bestand an naturwissenschaftlich-medizinischen Zeitschriften. Dazu kommen Gruppenarbeitsräume, PC-Arbeitsplätze sowie spezielle Serviceangebote wie die Ausleihe anatomischer Modelle und den virtuellen Seziertisch.

In der Hauptbibliothek Altstadt brachte die 1988 abgeschlossene Teilrestaurierung des Hauptgebäudes verbesserte Benutzungsbedingungen. Nach einem weiteren Umbau im Jahr 1995 standen rund 675 Lese- und Arbeitsplätze zur Verfügung.

In den Jahren 2009-2015 wurden die drei oberen Stockwerke des nördlich angrenzenden Triplex-Gebäudes umgebaut und auf 6.500m² als Lesesaal erschlossen. Zur Verfügung stehen 1.000 Arbeitsplätze, Gruppenarbeitsräume und Einzelarbeitskabinen sowie rund 200.000 Bände an Zeitschriften, Nachschlagewerken und Überblicksliteratur.

Die Universitätsbibliothek besitzt heute rund 3,2 Millionen gedruckte Bücher und Zeitschriften, über 900.000 E-Books und ermöglicht Zugang zu ca. 150.000 elektronischen Zeitschriften. Sie zählt ca. 45.000 aktive Benutzer und verbucht jährlich rd. 700.000 Ausleihen.