Projekte Massenentsäuerung 2018
In Kooperation mit dem Institut für Erhaltung von Archiv- und Bibliotheksgut in Ludwigsburg und der Nitrochemie Aschau GmbH konnten durch sog. Säurefraß vom Papierzerfall bedrohte für die Wissenschaft wertvolle Originalbestände der UB Heidelberg in einem maschinellen Entsäuerungsverfahren (Flüssigphasen-Verfahren) entsäuert werden.
Rund 700 kg Papier wurden bearbeitet, darunter Bände der Heidelberger Zeitung und der berühmten Satirezeitschrift Fliegende Blätter:
Heidelberger Zeitung – konservatorisch behandelt und digital verfügbar
Historische Regionalzeitungen sind als erstrangige Alltagszeugnisse der Kommunen und Regionen von besonderer kultureller und wissenschaftlicher Bedeutung. Da sie als ephemere Drucksachen und gerade in Notzeiten, in denen sie für die Forschung besonders wichtige Quellen darstellen, häufig auf schlechtem Papier gedruckt wurden, stellen sie für Archive und Bibliotheken eine besondere Hausforderung in der Bestandserhaltung dar. Insbesondere Zeitungen, für deren Herstellung seit 1850 ff. preiswertes, holz- und säurehaltiges Papier verwendet wurde, sind häufig sehr brüchig und im Original kaum mehr benutzbar, weil jedes Blättern weitere Schädigungen nach sich zieht. Vom sog. Säurefraß betroffen sind auch die Heidelberger Zeitung und ihre Nachfolger, deren großformatige und schwere Originalbände im Magazin INF 329 archiviert werden und zur Schonung einer eingeschränkten Nutzung unterliegen. Um dem fortschreitenden Papierzerfall entgegenzuwirken, wurden zahlreiche Bände nun in einem maschinellen Verfahren entsäuert.
Um Wissenschaftlern und interessierten Bürgern eine Recherche nach regionalen und überregionalen Ereignissen von der Kaiserzeit bis in die Weimarer Republik zu ermöglichen, wurden die Heidelberger Zeitung (1861-1919) und ihr Vorgängerblatt Heidelberger Tagblatt inkl. der Beilage Heidelberger Unterhaltungsblatt (1858-1860) sowie ihrer Nachfolgerin Badische Post (1919-1924) auch digitalisiert.
Fliegende Blätter – konservatorische behandelt und digital verfügbar
Die humoristisch-satirische, reich illustrierte deutsche Wochenschrift „Fliegende Blätter“ wurde erstmals am 7. November 1844 von dem Xylograph Kasper Braun (1807-1877) und dem Buchhändler und Schriftsteller Friedrich Schneider im gemeinsamen Verlag Braun & Schneider in München herausgegeben. Sie ist bekannt für ihre pointierte und satirische Charakterisierung des deutschen Bürgertums und galt als Kompendium humoristischer Zeitkritik. Sie enthält zahlreiche unterhaltende, spöttische und humorvolle Einzelkarikaturen und Fortsetzungsgeschichten unter Einbeziehung nahezu aller Berufs-, Gesellschaftsschichten und Lebensbereiche.
Auch die Bände dieser Zeitschrift wiesen aufgrund ihres Säuregehaltes bereits bräunliche Stellen auf und drohten brüchig zu werden (Säurefraß), so dass ein Teil der in der UB Heidelberg verfügbaren Bände nun entsäuert wurde. Aufgrund der zahlreich enthaltenen farbigen Illustrationen war hierbei besondere Sorgfalt geboten. Zur Schonung der Originalbestände und komfortablen Nutzung dieser für die Wissenschaft bedeutenden Zeitschrift wurde auch dieser Titel bereits vollständig digitalisiert.