Virtuelles Forschungsnetzwerk Albrecht Dürer duerer.online
Albrecht Dürer und sein Werk gehören zu den bedeutendsten Gegenständen der kunsthistorischen Forschung. Der RenaissanceKünstler ist wissenschaftlich von besonderer Dignität; kein Werk eines deutschen Künstlers dieser Zeit ist so gut dokumentiert und wird so rege rezipiert wie das Dürers. Infolge dessen ist die Literatur dazu kaum zu überblicken. In den älteren Werkverzeichnissen fehlen naturgemäß neu gewonnene Erkenntnisse der Forschung. Durch die fortschreitende Digitalisierung entstehen viele digitale Ressourcen, die nicht selten disparat und inkompatibel veröffentlicht werden. Masse und Vielfalt der Quellen und das ungebrochene Interesse machen Dürer zum idealen Gegenstand einer digitalen Plattform. Eine solche interoperable Infrastruktur bietet duerer.online. Vorhandene digitale Ressourcen werden eingebunden, die Anschlussfähigkeit überholter Datenformate realisiert und die Einspeisung neuer Daten gewährleistet. Im Sinne der Digital Humanities wird Wissen übersichtlich gebündelt, Verstreutes digital vereint und ein neues Forschungsinstrument angeboten.
Die erste Projektphase (2020–2023) widmete sich der Vernetzung Dürers. Vorrangig anhand der Druckgrafik wurden seine Beziehungen zum „Markt“, zu Fürsten, Patriziern und Gelehrten sowie zur Kunsttheorie und zum Künstlerbild der Renaissance erhellt. Als Datengrundlagen wurden neben einer – in Teilen synoptischen – TEIgestützten Edition des schriftlichen Nachlasses der Kernbestand des Œuvres Dürers und seiner Rezeption im Dürer-Nachleben erfasst. Die erste Phase galt den Beständen der Kunstsammlungen der Stadt Nürnberg, der Albrecht-Dürer-Haus-Stiftung (Nürnberg), des Germanischen Nationalmuseums (Nürnberg), und der Albertina (Wien), die im schriftlichen Nachlass des Künstlers explizit genannt werden. Diese Werke wurden nach kunsthistorischen Richtlinien verzeichnet, untereinander semantisch verknüpft sowie mittels Hyperlinks mit externen Ressourcen verlinkt.
In der zweiten Projektphase (drei Jahre) liegt der Fokus auf der Erschließung der unikalen Werke (Gemälde, Handzeichnungen, Aquarelle). Damit wird das Gesamtwerk Dürers nach kunsthistorischen Richtlinien verzeichnet und semantisch verknüpft. Des Weiteren wird die Dokumentation unikaler Werke um kunsttechnologische Aspekte ergänzt. Die Erfassung von Werken der Dürer-Rezeption soll um zwei Bereiche – graphische Nachahmungen von Unikaten und Werke der Populärkultur – erweitert werden.
Zum Einsatz kommt die „Wissenschaftliche KommunikationsInfrastruktur (WissKI)“, eine virtuelle Forschungsumgebung, die den sich aus der oben skizzierten Ausgangslange ergebenden Anforderungen Rechnung trägt und die den Aufbau von Anwendungen im Bereich der Digital Humanities unter Nutzung aktueller Standards ermöglicht. Die Einordnung und Speicherung der erhobenen Daten erfolgt ontologiebasiert auf Grundlage des ISO-Standards 21127 (CIDOC-CRM), und unter Nutzung der Gemeinsamen Normdatei GND. Die Projektverantwortung durch die Universitätsbibliothek Heidelberg und die Integration in arthistoricum.net, den an der UB Heidelberg angesiedelten Fachinformationsdienst Kunst, Design, Fotografie, garantiert die Anschlussfähigkeit und Nachhaltigkeit der erarbeiteten Ergebnisse.
Laufzeit: 01.06.2020–31.05.2023, 01.06.2023–31.05.2026