Virtuelle Klosterbibliothek Lorsch Bibliotheca Laureshamensis – digital

Ziel des Projektes war es, die Bibliothek des zum UNESCO-Welterbe erhobenen Klosters Lorsch virtuell wieder erstehen zu lassen und damit die intellektuellen Grundlagen des Klosters und darüber hinaus das Weltbild der Karolingerzeit sicht- und erforschbar zu machen.

In kaum einer heute noch rekonstruierbaren Bibliothek des Frühmittelalters wurde eine vergleichbare Syntheseleistung geschaffen wie im Kloster Lorsch. Es war eines der Zentren, in dem über alle späteren Brüche hinweg das Erbe der Antike durch Abschriften, Kommentare, Weiterbearbeitungen gesichert und zunehmend auch verwandelt wurde. Ein ungeheurer Wissenstransfer, vor allem aus dem Mittelmeerraum, aber auch aus dem Gebiet der irischen und angelsächsischen Klöster wurde in Lorsch für die karolingische und mittelalterliche Kultur geleistet und als eine der Grundlagen von Wissenschaft, Literatur, Kunst und Buchwesen des Mittelalters weiter verbreitet. Die Lorscher Bibliothek war noch für die Humanisten so interessant, dass die Sammlung zum Kern der Bibliothek Ottheinrichs, der Bibliotheca Palatina in Heidelberg, wurde und nicht wenig zu deren Ruhm beigetragen hat. Vor allem den paläographischen Studien von Bernhard Bischoff und Hartmut Hoffmann verdanken wir die Kenntnis über die heute in der ganzen Welt verstreuten Lorscher Codices.

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Trotz ihrer Bedeutung für die mittelalterliche Wissens-, Schreib- und Klosterkultur standen die heute über 73 Bibliotheken weltweit verstreuten Handschriften bei Projektbeginn nur in wenigen Abbildungen zur Verfügung, deshalb stellt bereits die Abruf- und Überprüfbarkeit der Handschriften in Form von Digitalisaten einen deutlichen Fortschritt dar. Darüber hinaus wurde die Bibliothek in Form eines Handschriftencensus erschlossen und über eine Datenbank recherchierbar gemacht. Eine Vernetzung der Katalogdaten mit den digitalen Faksimiles macht diesen einmaligen Bestand für die weitere wissenschaftliche Bearbeitung und Forschungsinteressen unterschiedlichster Fachrichtungen nun zugänglich.

In Erweiterung des Projekts wurde ein eigenständiges Internetportal zum ehemaligen Archiv des Klosters Lorsch, das "Archivum Laureshamense – digital", aufgebaut. Hier wurde zunächst der sogenannte Lorscher Codex (lat. Codex Laureshamensis), eines der für die mitteleuropäische Historiographie und Topographie wichtigsten Quellenwerke der Zeit vom 8. Jahrhundert bis um 1100, digitalisiert und virtuell mit der lateinischen Edition und der deutschen Übersetzung des Textes verknüpft. Die Handschrift dokumentiert den Grundbesitz der bedeutenden Reichsabtei Lorsch zur Zeit ihrer Niederschrift, gegen Ende des 12. Jahrhunderts. Der Besitz erstreckte sich damals vom Gebiet der heutigen Niederlanden bis in das der Schweiz. Um die Ausdehnung der Besitzungen des Lorscher Klosters auch „erfahrbar“ zu machen, wurden die im Lorscher Codex genannten Orte georeferenziert, so dass sie über verschiedene Karten dargestellt werden können.

Laufzeit: 01.03.2010–30.11.2015

Link zur Projektseite von „Bibliotheca Laureshamensis – digital“

Link zur Projektseite von „Archivum Laureshamense – digital“