27.6.2024 Werke von Anne Applebaum im Bestand der UB
Der Stiftungsrat des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels hat die polnisch-amerikanische Historikerin und Publizistin Anne Applebaum zur diesjährigen Preisträgerin gewählt. In der Begründung des Stiftungsrats heißt es: "In einer Zeit, in der die demokratischen Errungenschaften und Werte zunehmend karikiert und attackiert werden, wird ihr Werk zu einem eminent wichtigen Beitrag für die Bewahrung von Demokratie und Frieden."
Anne Applebaum hat mit ihren tiefgründigen und weitreichenden Analysen der kommunistischen und postkommunistischen Systeme der Sowjetunion und Russlands die Mechanismen autoritärer Machtergreifung und -sicherung offengelegt und sie anhand zahlreicher Aussagen von Zeitzeug*innen nachvollziehbar gemacht. Ihre Forschungen zur Wechselwirkung von Ökonomie und Demokratie sowie zu den Auswirkungen von Desinformation und Propaganda auf demokratische Gesellschaften zeigen auf, wie fragil diese sind – besonders, wenn Demokratien von innen, durch Wahlerfolge von Autokraten, ausgehöhlt werden.
Anne Applebaum, geboren am 25. Juli 1964 in Washington D.C. als Kind jüdischer Eltern, studierte zunächst Russische Geschichte und Literatur an der Yale University, bevor sie ihren Schwerpunkt auf Internationale Beziehungen in London und Oxford setzte. 1988 begann sie ihre journalistische Karriere als Auslandskorrespondentin in Polen für „The Economist“ und berichtete über den Fall der Berliner Mauer. Anschließend arbeitete sie für weitere britische Zeitungen wie den "Spectator", "Evening Standard", „Daily Telegraph“ und "Sunday Telegraph". 2002 wurde sie Mitglied im Herausgebergremium der "Washington Post", für die sie bis 2019 als Kolumnistin tätig war. Seitdem schreibt sie vornehmlich für die US-Zeitschrift "The Atlantic".
Zu den bedeutendsten Werken gehören:
Der Gulag. Berlin: Siedler, 2003 (Signatur: 2003 A 9473). In diesem 2004 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Werk untersucht Applebaum die Geschichte des sowjetischen Gulag-Systems. Sie bietet einen detaillierten Einblick in das Leben in den Lagern und die brutalen Bedingungen, denen die Insassen ausgesetzt waren.
Der Eiserne Vorhang: die Unterdrückung Osteuropas 1944-1956. München: Siedler, 2013. (Signatur: 2013 A 9175 ). Dieses Buch beleuchtet die Nachkriegszeit in Osteuropa und die Errichtung der kommunistischen Regime in der Region.
Roter Hunger: Stalins Krieg gegen die Ukraine. München: Siedler, 2019 (Signatur: 2019 A 4646). In dieser Studie untersucht Applebaum die Ursachen und Folgen der Hungersnot in der Ukraine (Holodomor) in den Jahren 1932-1933. Sie argumentiert, dass diese Katastrophe ein gezielter Versuch Stalins war, den ukrainischen Widerstand zu brechen.
Die Verlockung des Autoritären: warum antidemokratische Herrschaft so populär geworden ist. München: Siedler, 2021 (Signatur: 2021 A 3487). In ihrem jüngsten Werk analysiert Applebaum die weltweite Wiederbelebung autoritärer Tendenzen und untersucht die Faktoren, die zu dieser Entwicklung beigetragen haben. Sie warnt vor den Gefahren, die die Demokratie bedrohen, und plädiert für einen entschlossenen Einsatz für freiheitliche Werte.