II. Ritual und Liturgie
II.15 Der gute und der schlechte Tod
Ars moriendi, Blockbuch vom Mittelrhein/Südwestdeutschland, um 1470/75
Kolorierter Holzschnitt auf PapierHeidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. germ. 34, fol. 127v
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Um für das drohende Ende vorzusorgen, entstanden im Mittelalter Traktate zur Ars moriendi, der „Kunst des Sterbens“. Ursprünglich sollten sie Seelsorger bei der Begleitung der Sterbenden anleiten. Später dienten sie zur Erbauung der Laien, um vor den Versuchungen des Teufels zu warnen. Im Bild drängen sich fünf Dämonen um das Bett des Sterbenden. Durch fünf Kronen, die sie ihm entgegen strecken, versuchen sie seinen Hochmut zu erregen. Ihre Spruchbänder verkünden: „Du hast die Krone verdient“ und „Erhöhe Dich selbst“.
Im Hintergrund jedoch stehen Gottvater, Christus, Maria und die Gemeinschaft der Heiligen, um den Sterbenden vor der Versuchung zu bewahren. Drei betende, nackte Figuren verkörpern gerettete Seelen, die eine Chance auf Erlösung versprechen.