IV. Die Macht der Minne
Das Regiment der Frau Minne
Die Hohe Minne tritt in Gestalt einer Königin auf. Da sich höfische Kreise als Privilegierte dieser Herrscherin verstanden, stellt Hugo von Montfort an den Beginn seiner Liedsammlung das Bild der Minnekönigin: Sie ist bekrönt und sitzt mit einem Szepter in der Rechten auf einem Thron.
Die Initiale mit der Darstellung der Minnekönigin führt in eine Minnerede ein, in der Hugo von Montfort (1357‒1423) allgemein von den Minnetugenden spricht. Dabei überträgt er das Ideal der höfischen Minne auf seine eigene Lebenserfahrung und die Liebe zu seiner eigenen Frau, die sich in der Ehegemeinschaft erfüllt.
Hugo von Montfort, Graf von Montfort-Bregenz, stand in Diensten der Habsburger Regenten; im Jahr 1413 wurde er durch Herzog Ernst den Eisernen zum steirischen Landeshauptmann ernannt. Genau zu diesem Zeitpunkt erteilte Hugo von Montfort den Auftrag für die Prachthandschrift. Die künstlerische Ausstattung übertrug er dem Maler Heinrich Aurhaym, einem österreichischen Vertreter des weichen Stils.
IV.14 Das Regiment der Frau Minne
Hugo von Montfort: Lieder, Briefe und Reden, Steiermark, 1413
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 329, Bl. 1r: Frau Minne