IV. Die Macht der Minne
Leitvorstellungen der höfischen Liebe
Der Minneroman „Willehalm” erzählt von der mustergültigen Liebe zweier adliger Kinder, Willehalm von Orlens und Amelie von England. Besonders betont er die höfische Vervollkommnung und die gesellschaftskonforme Ehe.
Der Roman, den Rudolf von Ems um 1235 verfasst hat, liest sich als Lehrstück für die Praxis hochadliger Lebensführung: Er berichtet von Heiratsdiplomatie, der höfischen Liebe und der Repräsentation auf den Hoftagen.
Die Illustration zu Beginn der Handschrift steht für die Lehrhaftigkeit des Werks wie für die Gelehrsamkeit des Dichters. Rudolf von Ems wird in der Pose des diktierenden Autors gezeigt. Dass hier der Autor dargestellt ist, dafür spricht auch das Akrostichon: Liest man die Anfangsbuchstaben der ersten sieben Verse untereinander, so ergibt sich der Autorname „RVODOLF”.
IV.3 Rudolf von Ems: Willehalm von Orlens, Straßburg, Elsässische Werkstatt von 1418, um 1420, UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 323
Bl. 3r: Der Dichter Rudolf von Ems diktiert einem Schreiber