IV. Die Macht der Minne
Die Spielregeln der Minne
Der unerfahrene Parzival hat der schlafenden Jeschute einen Kuss, einen Ring und eine Spange geraubt im Glauben, dies sei mit den Spielregeln der Minne vereinbar.
Von Minnedienst und ritterlichem Verhalten hat der Knabe Parzival nur sehr wenig von seiner Mutter Herzeloyde erfahren: „Wo du Gelegenheit hast, von einer lieben Frau ein Fingerringlein zu erwerben und freundliche Worte, dort greif zu; das hilft dir gegen Traurigkeit.” Mit diesem Ratschlag zieht er zum Artushof, um Ritter zu werden.
Wolfram von Eschenbach verfasste seinen Roman wohl Anfang des 13. Jahrhunderts nach einer Vorlage des französischen Dichters Chrétien de Troyes. Er handelt sowohl von Rittertugenden als auch von den Konventionen der höfischen Liebe: Nur wer in der Kunst der Minne bewandert ist, wird Liebe erringen können.
IV.2 Wolfram von Eschenbach: Parzival, Hagenau, um 1443-1446
UB Heidelberg, Cod. Pal. germ. 339, Bd. 1 Bl. 99v: Parzival mit den gestohlenen Ringen