III. Die Entdeckung der höfischen Liebe
Was ist Minne? Antworten auf eine schwierige Frage
Die Minnesinger-Ausgabe Friedrich Heinrich von der Hagens
Im Jahr 1838, knapp hundert Jahre nach Bodmers „Proben”, trug Friedrich Heinrich von der Hagen die Überlieferung aller damals bekannten Liederhandschriften zusammen. Ziel seines enzyklopädischen Unternehmens war es vor allem, „die Manessische Sammlung […] in ihrer Ganzheit durch eine neue Ausgabe darzustellen”.
Von der Hagens Ausgabe enthielt auch die Lieder Reinmars des Alten. Wie Walther von der Vogelweide lässt Reinmar sich der Hochphase des Minnesangs (1190‒1220/30) zurechnen. Bei Reinmar wird die Liebe als ein sô swaerez spil bezeichnet. Das ist aus der Sicht der Frau gesprochen. Ein „so schmerzliches Vergnügen” ist die Minne für sie, weil eine Erwiderung der Liebe des Mannes das gesellschaftliche Ansehen der Frau gefährden würde. Dieser Konflikt zwischen innerer Einstellung, die die Liebe bejaht, und ihr entgegenstehendem äußeren Zwang ist ein immer wiederkehrendes Thema der Liebeslyrik bis in die Literatur des 19. Jahrhunderts hinein.
III.6b Friedrich Heinrich von der Hagen: Minnesinger. Deutsche Liederdichter des 12., 13. und 14. Jahrhunderts, aus allen bekannten Handschriften und früheren Drucken gesammelt und berichtigt, 2 Bde., Leipzig: Barth, 1838
UB Heidelberg, G 4908-1/2