II. Schicksale der Handschrift
Ein Roman über Walther von der Vogelweide
Walthers Werke sind in großer Zahl überliefert, über sein Leben ist dagegen nur wenig bekannt. Dieses erstaunliche Missverhältnis inspirierte zahlreiche Schriftsteller, die spärlichen biographischen Informationen mit ihrer Phantasie zu einer unterhaltsamen Lebensschilderung auszugestalten.
Die Autorin und Musikhistorikerin Luise Bachmann hat in ihrem Roman „Singen und Sagen” besonders die Minnethematik ausgestaltet und diese wie viele Forscher des 19. Jahrhunderts zuvor auf die platonische Liebe Walthers zu einer Dame aus dem Hochadel zurückgeführt: Zu Beginn wird der junge Walther von seinem Lehrer Reinmar von Hagenau für die mangelnde Gefühlstiefe in seinen Liedern gerügt und erhält den Rat, sich eine Minneherrin zu erwählen. Zögerlich entscheidet sich Walther zunächst für die Gemahlin seines Dienstherrn, Herzog Leopold V. von Österreich, und kann auf diese Weise erste Erfolge erzielen. Sein künstlerisches Schaffen ändert sich jedoch grundlegend, als er Irene von Byzanz trifft, die künftige Gemahlin des Staufers Philipp von Schwaben, und sich sofort in sie verliebt.
II.21 Luise G. Bachmann: Singen und Sagen. Roman des Minnesangs, Wien 1948
UB Heidelberg, 88 A 12024