II. Schicksale der Handschrift
Französischer Einband des Codex Manesse, Paris, um 1670
Die Pariser Zeit des Codex Manesse
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gelangte der Codex Manesse in die Königliche Bibliothek in Paris und erhielt dort einen neuen Einband. Dorthin kam er vermutlich über Umwege, nachdem ihn die kurfürstliche Familie, unmittelbar vor der Eroberung Heidelbergs im Jahr 1622, auf ihrer Flucht nach Den Haag mitgenommen hatte.
Im Exil hatte vermutlich Elisabeth Stuart, die Witwe Kurfürst Friedrichs V., den Codex in finanzieller Notlage verkauft. Erst für das Jahr 1656 gibt es einen Besitzernachweis, als Jacques Dupuy, Kustos an der Königlichen Bibliothek in Paris, die Handschrift der Bibliothek vermacht. Am 4. Juli 1657 ging sie offiziell in das Eigentum der Bibliothek über, wo sie dann für über 230 Jahre verblieb.
Typisch für das 17. Jahrhunderts ist der Pariser Einband nach orientalischem Vorbild mit rotem Maroquinleder überzogen. Als Supralibros erscheint auf der Vorder- und Rückseite das bekrönte Lilienwappen der Bourbonen und zudem der Titel „RECEUIL D ANCIENS POETES ALLEMANDS”. Im Zentrum der Ornamente findet sich jeweils eine Krone über der Doppelinitiale Ludwigs XIV.
II.2 Abgelöster Einband, Paris, um 1670
Rotes Maroquinleder
UB Heidelberg, zu Cod. Pal. germ. 848