I. Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
Klingsor von Ungerlant im Kreis der Dichter um Landgraf Hermann von Thüringen,
Radierung von Franz Hegi
Der Krieg auf der Wartburg
Unter dem Autornamen klingesor von vungerlant überliefert der Codex Manesse Texte eines fiktiven Sängerwettstreits am thüringischen Landgrafenhof. Die zugehörige Miniatur wurde in der Radierung Franz Hegis zum ersten Mal veröffentlicht und galt lange als ein authentisches Bildzeugnis der mittelalterlichen Aufführungspraxis.
Anstelle des in Paris verwahrten Originals reproduzierte der Schweizer Zeichner und Radierer Franz Hegi (1774-1850) eine 1746/47 entstandene Nachzeichnung der Miniatur. Dabei hielt er sich ungewöhnlich genau an seine Vorlage: Motiv, Stil und Beischriften wurden kaum verändert und unterstreichen so den Anspruch, dem Betrachter eine seltene kulturhistorische Bildquelle getreu vor Augen zu führen.
Die Vorstellung eines Sängerwettstreits vor erlesenem Publikum weckte das besondere Interesse der Romantiker an diesem Bild, da es das hohe gesellschaftliche Ansehen des mittelalterlichen Künstlers zu dokumentieren schien. Hegis Reproduktion wurde daher vielfach kopiert und beeinflusste auch die künstlerische Adaption des Themas etwa durch Moritz von Schwind.
I.11 Friedrich Heinrich von der Hagen/Bernhard Joseph Docen/Johann Gustav Büsching (Hrsg.): Museum für Altdeutsche Literatur und Kunst 1, Heft 1‒2, Berlin: Johann Friedrich Unger, 1809/1810
UB Heidelberg, G 4152 RES::1.1809, Frontispiz