I. Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
Der Stauferkaiser Heinrich VI. als Minnesänger und Mäzen
Die repräsentative Darstellung Kaiser Heinrichs VI. (1165‒1197) eröffnet die Reihe der Autorenbilder der Manessischen Liederhandschrift. Heinrich VI. werden drei Gedichte zugeschrieben, die von Liebe und Liebeserfüllung oder der Sehnsucht des minnenden Herrn erzählen.
Der Kaiser ist in vollem Ornat als thronender Herrscher dargestellt. Ihm ist das Reichswappen zugeordnet: in Gold ein rot bewehrter, schwarzer Adler. Das mit Edelsteinen verzierte Schwert zeichnet ihn als höchsten Repräsentanten des Ritterstandes aus. Heinrich hält anstelle des üblichen Reichsapfels eine unbeschriftete Liederrolle. Der Stauferkaiser ist so zugleich als Mäzen der Dichtkunst und als Autor ausgewiesen. Vorbild war ihm Friedrich von Hausen, der 1186 den jungen König nach Italien begleitete.
Möglicherweise entstanden die Gedichte in dieser Zeit; denkbar wäre auch das Umfeld des Mainzer Hoffestes von 1184, als Heinrich und sein Bruder Friedrich zu Rittern erhoben wurden und Dichter aus verschiedenen Regionen Europas ihre Werke vortrugen
I.7 Bernard Carl Mathieu (Hrsg.): Minnesänger aus der Zeit der Hohenstaufen. Im vierzehnten Jahrhundert gesammelt von Ruedger Maness von Maneck. Facsimile der Pariser Handschrift, Paris 1850/1852, Bl. 1r
UB Heidelberg, Re 14 Gross