I. Der Codex Manesse: Entstehung und Wirkung
Der Dichter Johannes Hadlaub in einer Radierung von Franz Hegi
Hadlaubs Dame und der Liebesbrief
Nach einem Lied Hadlaubs hat er oder auch nur das dichterische Ich, als Pilger verkleidet, einer Dame vor der Kirche heimlich einen Brief an deren Rock gesteckt. Diese Episode veranschaulicht der untere Bildstreifen der zweigeteilten Miniatur im Codex Manesse.
In Anlehnung an dieses Bild gestaltete Franz Hegi das Titelkupfer für die 1813 veröffentlichte Studie zum Minnesänger Hadlaub von Johannes Hoerner. Gegenüber der Originalminiatur folgte Hegi in seiner Darstellung exakt dem Wortlaut des Gedichts, indem die Szene nun beim Verlassen der Kirche stattfindet. Er versetzt das Geschehen seiner zeitgenössischen Vorstellung entsprechend in eine historische Kulisse und siedelte sie konkret im Zürich der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert an.
Außerdem hat Hegi das Schoßhündchen aus dem oberen Bildstreifen übernommen. Es beißt den Herrn in die Hand und handelt somit stellvertretend für die Dame, die dem Lied Ich diene ir sît daz wir beidiu wâren kint zufolge selbst zugebissen habe.
I.4 Johann J. Horner: Johannes Hadloub, ein Minnesinger von Zürich, in: Alpenrosen. Ein Schweizer Almanach auf das Jahr 1813, Bern: Burgdorfer [1812], nach S. 252
Germanistisches Seminar der Universität Heidelberg, TA 157,4 sekr.
Titelkupfer: Der Dichter Johannes Hadlaub in einer Radierung von Franz Hegi