BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter
Ein Ständebuch für Sigmund von Tirol
Der „Spiegel des menschlichen Lebens“ ist ein Ständebuch, in dem die weltlichen und geistlichen Stände in einzelnen Kapiteln vorgestellt werden. Dabei werden sie beschrieben und ihre positiven und negativen Seiten thematisiert.
Im ersten Buch werden die weltlichen Stände, denen der Kaiser als erstgenannter vorangeht, vorgestellt, und im zweiten Buch die geistlichen Stände, an deren oberster Stelle der Papst steht. Die lateinische Vorlage, „Speculum vitae humanae“, hatte der aus Spanien stammende römische Kurienkardinal Rodrigo Sánchez de Arévalo um 1460 verfasst. Dicht auf die römischen Druckausgaben in den Jahren 1468 und 1470 folgend, besorgte Günther Zainer in Augsburg, ebenfalls 1470, einen Druck, dem weitere Ausgaben bis ins 17. Jahr-
hundert hinein folgten. Im Jahr 1475 erschien bei Zainer eine mit 56 Holzschnitten versehene Version des „Speculum“ in deutscher Sprache. Diese stammte aus der Feder des Literaten und Arztes Heinrich Steinhöwel (1411/12-1479), der sonst vor allem für seine Übersetzungs- und Kompilationstätigkeit humanistischer Literatur bekannt ist. Dieser „Spiegel des menschlichen Lebens“ richtete sich nun verstärkt an ein Laien-
publikum. Gewidmet wurde die gedruckte Erstauflage Sigmund von Tirol, für den Heinrich Steinhöwel eine ausführliche Widmungsepistel verfasste. Ein ganzseitiger Holzschnitt mit dem Stammbaum der Habsburger und Erläuterungen zu den dargestellten Personen runden diese ab.
II.29
Heinrich Steinhöwel: Spiegel des menschlichen Lebens, Augsburg: Günther Zainer, um 1476 (GW M38511)
Papier, 174 Bll., 56 kolorierte Holzschnitte
UB Heidelberg, Q 8516 qt. INC, Bl. 8a