Navigation überspringen
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Universitätsbibliothek

BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter



Gedruckte Rankenbordüren und Holzschnittinitiale

Die Kirche in Ketten

Der Franziskaner Alvarus Pelagius (um 1280-1350) aus Galicien klagt in der Schrift „De planctu ecclesiae“ über den Zustand der Kirche. Er befürwortet eine starke Stellung des Papstes. Dabei geht es um die Rechte der Kirche in der Welt sowie um Missstände innerhalb der Orden und des Klerus.

Das umfangreiche Werk ist in rund 40 Handschriften überliefert. Die vorliegende Ausgabe von 1474 bei Zainer in Ulm ist der Erstdruck.

Der Druckstock mit der Zierinitiale wurde offenbar extra für diese Ausgabe hergestellt, denn das integrierte Schriftband bezieht sich explizit darauf: Ecclesie militantis statum vide in libro planctum etc. (sieh den Zustand der streitenden Kirche im Buch „Klagelied etc.“). Es entrollt sich aus der Hand des Gelehrten, der auf einer Bank thront und doziert. Die Initiale „O“, in deren Innenraum sich das Autorenbild befindet, wird aus den Körpern zweier Gefangener in Ketten gebildet. Das Motiv ist wohl als Anspielung auf den beklagten Zustand der Kirche zu beziehen.

Die Holzschnittbordüre zeigt Blattranken mit Blüten in Phantasieformen, die zu dieser Zeit in der Buchmalerei des deutschen Südwestens verbreitet sind. Für Bordüre und Initiale wurden je eigene Druckstöcke in den Satz montiert, so konnte die Bordüre für den Beginn des zweiten Teils noch einmal verwendet werden. Als rein ornamentaler, thematisch ungebundener Schmuck war sie auch für andere Textausgaben verwendbar.


zum Seitenanfang