BuchDruck – Wandel mit Holzblock und Letter
Der „Baedecker“ des ausgehenden 15. Jahrhunderts
Zwischen 1482 und 1486 entstanden sechs verschiedene Druckausgaben von Hans Tuchers Bericht einer einjährigen Pilgerreise ins Heilige Land, zu der er 1479 angetreten war. Seinen für die damalige Zeit sehr eigenständigen und präzisen Bericht schrieb Tucher 1482 in deutscher Sprache nieder. Er wurde zu der am weitesten verbreiteten spätmittelalterlichen Reiseschilderung dieser Art mit Einfluss auf andere Pilgerberichte, z.B. auf den des Bernhard von Breydenbach.
Hans Tucher reiste über Venedig nach Jerusalem und von dort über den Sinai, Kairo und Alexandria wieder zurück in die Heimat. Sein Text ist vor allem ein kundiger, durch persönliche Beobachtungen bereicherter Pilgerführer, den sein Publikum auch auf eigenen Reisen verwenden konnte.
Der 1484 von Knoblochtzer in Straßburg besorgte Druck weist nur geringen, aber beachtenswerten Buchschmuck auf: Die zweimal verwendete Holzschnittinitiale aus stilisierten Akanthusblättern hatte der Drucker bereits im Vorjahr in einer Anleitung für die Erstellung von Urkunden und Amtsschrifttum verwendet.
Der ganzseitige Holzschnitt zu Beginn des Reiseberichts zeigt einen jungen Mann vor einer mit einem Brokatteppich verzierten Wand. Die Vorlage für diese Darstellung findet sich in dem 1477 bei Creussner in Nürnberg erschienenen Reisebericht Marco Polos.
II.16
Hans Tucher: Reise in das gelobte Land, Straßburg: Heinrich Knoblochtzer, 1484 (GW M47734)
Papier, 58 Bll., 1 Holzschnitt, 2 Holzschnittinitialen
WLB Stuttgart, Inc. fol. 15666 b, Bl. 1b/2a