HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Eine Bibel mit Drachen und anderen Gestalten
Dieser zweite Band einer lateinischen Bibel enthält die Bücher „Proverbia“ bis „Apokalypsis“. Die buchmalerischen Dekorationen zu den einzelnen Büchern und deren Prologe stammen von mehreren Händen: Fleuronnée in Blau oder Rot, Akanthusranken, Figureninitialen, historisierte Initialen, Tierdarstellungen, teils Drôlerien und menschliche Figuren in verschiedenen Aktionen.
Das Kolophon nennt den Namen des Schreibers (Johannes Oeler von Weil) und das Datum der Vollendung (28.2.1450). Das Wappen auf Bl. 28vb könnte auf den Humanisten Peter von Andlau hinweisen, der Pfründen an den Hauptkirchen von Basel und Colmar innehatte.
Zum oberrheinischen Umfeld passen mehrere Elemente des Buchschmucks. Davon zeugen die Akanthusranken aus gewundenen Blättern mit verschiedenfarbiger Vorder- und Rückseite sowie gepunktetem Mittelnerv, ähnlich den Ranken im Göttinger Musterbuch oder in der um 1459 in Colmar entstandenen Weltchronik des Rudolf von Ems, illuminiert von Hans Schilling.
Eine weitere Quelle, vor allem zu den autonomen Randillustrationen, sind die Drucke des Meisters E. S. oder des Meisters der Spielkarten. Auf einen Stich des Sebastianmartyriums vom Meister E. S. geht der Armbrustschütze im Interkolumnium von Blatt 1r zurück. Mit dem biblischen Inhalt haben diese Darstellungen nichts zu tun.
I.27
Biblia latina, Elsass 1450
Papier, 372 Bll., 29 x 21 cm, je 2 Figuren- und Tierinitialen, 40 historisierte Initialen, autonome Illustrationen
WLB Stuttgart, Cod. bibl. 2° 32, Bl. 1r