HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Der Heidelberger Humanistenkreis: Dietrich von Plieningen
Johannes Pfeutzer hat auch diese Abschrift antiker Texte im Auftrag Dietrichs von Plieningen besorgt. Der Kodex enthält Werke der Textgattung „Saturae“, die zum festen Programm der Lektüre an der Universität gehörten..
Wie ziemlich alle Handschriften aus Dietrichs Besitz enthält auch dieser Kodex sein Wappen (Bl. 1v). Dessen Stil, vor allem der Goldrahmen mit den Streublumen, geht nicht auf italienische, sondern auf flämische Vorbilder der Gent-Brügger Schule des ausgehenden 15. Jahrhunderts zurück.
Allerdings ist die Imitation nicht perfekt gelungen, denn zur Erzeugung des für diese Rahmengestaltung typischen Trompe-l’oeil-Effektes gehören Rahmenüberschneidungen und Schattenwurf, da der Rahmen selbst kein räumliches Volumen hat. Die Pferdeköpfe, der Helm und die stark bewegte Helmdecke wirken dagegen plastisch durch Weißhöhungen und Farbschattierungen. Besonders beeindruckend ist die Wiedergabe des Metallglanzes auf dem Helm.
I.12
Iunius Iuvenalis, Horatius Flaccus: Saturae, Heidelberg, um 1490
Papier, 133 + I Bll., 20,5 x 14,5 cm, 1 Deckfarbeninitiale, 1 Wappenminiatur
WLB Stuttgart, Cod. poet. et phil. 4° 27, Bl. 1v/2r