HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Bibelauslegung in Wort und Bild: Nicolaus de Lyra
Die „Postilla litteralis“ zählt zu den einflussreichsten Werken der Bibelexegese im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit. Sie entstand zwischen 1322 und 1330. Der Name „Postilla“ kommt von der Zusammenziehung der ersten beiden Wörter im Ausdruck „post illa verba sacrae scripturae“ (nach diesen Worten der Heiligen Schrift).
Die hier vorgestellte Inkunabel ist ein Bindeglied zwischen den von Hand in Schrift und Bild gefertigten Überlieferungszeugen und den mit Holzschnitten versehenen Druckausgaben: Wo sich in der handschriftlichen Überlieferung bildliche Darstellungen etabliert hatten, wurden vom Drucker Freiräume gelassen. Diese ausgesparten Stellen füllte man im vorliegenden Fall mit kolorierten Federzeichnungen.
Gezeigt wird die Illustration der Kleidung des Hohepriesters nach den entsprechenden Vorschriften in Exodus 28. So lautet der Bibeltext zu dem auffälligen Gebilde auf der Brust des Priesters: „Mach eine Lostasche für den Schiedsspruch [...]. Sie soll quadratisch sein, zusammengefaltet, eine Spanne lang und eine Spanne breit. Besetze sie mit gefassten Edelsteinen in vier Reihen“. Die wortgetreue Umsetzung im Bild ist eine entscheidende Verständnishilfe.
I.5
Nikolaus de Lyra: Postilla litteralis super totam Bibliam, Bd. 1, [Straßburg: Drucker des Henricus Ariminensis (Georg Reyser), nicht nach 14. April 1477] (GW M26532)
Papier, 413 Bll.
UB Heidelberg, Q 569-1 D fol. INC, Bl. 128b