HandSchrift – Bewährt mit Pinsel und Feder
Die Heilige Schrift in HandSchrift und BuchDruck
Die Erfindung des Buchdrucks galt zuerst der Bibel – dem Buch der Bücher. Im Jahr 1454 druckte Johannes Gutenberg in Mainz die erste Bibel mit beweglichen Lettern. Diese sollte den prachtvollen Bibelhandschriften nicht nachstehen: Daher imitiert die Ausgabe die tradierten kalligraphischen, typographischen und bildkünstlerischen Mittel. Einen weiteren Höhepunkt in der Übergangsphase von der Handschrift zum Buchdruck stellt die 1483 in Nürnberg von Anton Koberger gedruckte Bibel dar. Wie schon Gutenberg verbindet auch er die Mittel der Drucktechnik mit denen der Buchmalerei und liefert eine prachtvolle Symbiose der beiden Medien.
Biblische Pracht
Anton Koberger druckte im Jahr 1483 eine Bibel in deutscher Sprache. Einen Teil der Ausgabe ließ er schon vor dem Verkauf in seiner Werkstatt kostbar ausstatten, indem die Mittel der Drucktechnik mit denen der Buchmalerei geschickt kombiniert wurden.
Noch vor der Herausgabe seiner deutschen Bibelausgabe hatte Anton Koberger (um 1440 – 1513) im Jahr 1475 in Nürnberg eine lateinsprachige Bibel gedruckt. Diese war eine seitengetreue Wiedergabe der Mainzer Ausgabe von Fust und Schöffer aus dem Jahr 1462. Für den Text seiner deutschsprachigen Bibel war die Augsburger Ausgabe von Günter Zainer von 1475 grundlegend.
Für die Bilder konnte Koberger 109 der 123 Holzstöcke verwenden, die für die sogenannte Kölner Bibel um 1478 nach einer französischen oder niederländischen Vorlage geschaffen worden waren.
Die Initialen wurden in die beim Druck freigelassenen Felder von Hand ausgeführt, entweder alternierend rot und blau mit dem Pinsel gezogen, oder es wurden mit Deckfarben modellierte Blattwerkinitialen mit akanthusförmigen Ablaufmotiven vor einen gerahmten und punzierten Goldgrund gesetzt. Dem ersten Buch Mose ist das prächtige Bild der Schöpfung gewidmet. Es zeigt den segnenden Schöpfergott im Kreis der Himmelschöre mit dem von ihm geschaffenen Kosmos. Im mittleren Bildfeld ist Gottvater gerade dabei, Eva aus der Rippe des schlafenden Adam zu helfen.
Von der Koberger Bibel sind heute noch 150 Exemplare überliefert, woraus eine gesamte Auflagenhöhe von 1000 bis 1500 Stück geschätzt werden kann.
I.1
Biblia, deutsch, Nürnberg: Anton Koberger, 17. Februar 1483 (GW 4303)
Papier, 585 Bll., 109 kolorierte Holzschnitte
UB Heidelberg, Q 325-8 fol. INC, Bl. Va