III. Die Universitätsbibliothek: Katalogisierungsprojekte
Rekatalogisierung und Digitalisierung der Codices Palatini germanici
Die 848 Codices Palatini germanici (Cod. Pal. germ.) bilden heute die älteste, über Jahrhunderte gewachsene größere Sammlung deutscher Manuskripte, die sich geschlossen erhalten hat. Ihre mittelalterlichen Teile machen sie zum viertgrößten Bestand dieser Art nach den Sammlungen in Berlin, München und Wien.
Sie waren Teil der ehemaligen Bibliotheca Palatina, in der die Buchbestände der Universität, der Stiftsbibliothek in der Heiliggeistkirche und der Schlossbibliothek der Pfälzer Kurfürsten im 16. Jahrhundert vereinigt wurden.
Der Charakter einer Hofbibliothek spiegelt sich in den fachlichen Schwerpunkten der deutschen Handschriften wider. Etwa ein Drittel des Bestandes überliefert medizinische und alchemistische Inhalte, was auf das besondere Interesse der Kurfürsten zurückzuführen ist. Die zweitgrößte Gruppe bildet die der theologischen Codices.
Etwa 120 Manuskripte lassen sich dem Bereich Geschichte zuordnen. Erst an vierter Stelle stehen gut 100 Handschriften, die mittelhochdeutsche und frühneuhochdeutsche Literatur überliefern. Mit weitem Abstand folgen die Fächer Astronomie/Astrologie, Jura, Kriegs- und Feuerwerksbücher, Große Entdeckungen 1925-2010
Die aus ca. 3.700 Handschriften und 13.000 Drucken bestehende Büchersammlung war im Dreißigjährigen Krieg als Beute in die Biblioteca Apostolica Vaticana gebracht worden, wo sich der überwiegende Teil der Bücher noch heute befindet.
Projektbeschreibung
Das Ziel des Projekts ist die wissenschaftliche Erschließung aller 848 Codices Palatini germanici (Cod. Pal. germ.). Die Handschriften werden entsprechend der „Richtlinien Handschriftenkatalogisierung” der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausführlich beschrieben. Hierbei erfassen die BearbeiterInnen sowohl die materiellen Gegebenheiten als auch die Entstehungs- und Besitzgeschichte und den Inhalt jedes einzelnen Manuskripts.
Die Handschriftenbeschreibungen werden in gedruckten Katalogen veröffentlicht und zusätzlich in die Handschriftendatenbank „Manuscripta Mediaevalia” eingearbeitet. Bislang sind drei Katalogbände erschienen (Cod. Pal. germ. 1-495). Ein vierter zu den Signaturen Cod. Pal. germ. 496-670 ist in Vorbereitung.
Seit 2009 sind alle 848 Handschriften komplett digitalisiert und stehen zur weltweiten, kostenlosen Recherche zur Verfügung. Zusätzlich wurden alle ca. 6.500 Miniaturen in der Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank heidICON kunsthistorisch erschlossen.
Zur nationalen und internationalen Vernetzung werden die Heidelberger Digitalisate über die Open Archives Initiative (OAI) bereitgestellt und global verfügbar gemacht. Sie sind sowohl in internationale Projekte wie die Europäische Digitale Bibliothek EUROPEANA als auch in nationale Portale eingebunden.
Gefördert durch
- Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg (1998-2002)
- Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) (seit 2001)
- Manfred Lautenschläger-Stiftung (2006-2009)
Laufzeit
1996-2013
Weitere Informationen
- Übersicht aller digitalisierter Handschriften
- Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank heidICON
- Manuscripta Mediaevalia
Vorschau der Exponate
(Zum Rundgang Bilder anklicken)